Bachelorarbeit
Powerpressen vs. Schieben
Die optimale Technik des Pressens in der Austreibungsphase
Jennifer Keultjes S10867307
Departement: Gesundheit
Institut: Institut für Hebammen
Studienjahr: 2010
Eingereicht am: 3. Mai 2013
Betreuende Lehrperson: Ruth Eggenschwiler, MSc Midwifery
Jennifer Keultjes, HB10b
1
Inhaltsverzeichnis
Abstract ..................................................................................................................... 5
1 Einleitung ............................................................................................................. 5
1.1 Darstellung des Themas ................................................................................. 5
1.2 Fragestellung .................................................................................................. 6
1.3 Zielsetzung ..................................................................................................... 6
1.4 Abgrenzung .................................................................................................... 6
1.5 Relevanz für die Praxis ................................................................................... 6
2 Methodik .............................................................................................................. 8
2.1 Form der Bachelorarbeit ................................................................................. 8
2.2 Literaturrecherche .......................................................................................... 8
2.3 Ein- und Ausschlusskriterien der Literatur ...................................................... 9
2.4 Studienauswahl .............................................................................................. 9
3 Theoretischer Hintergrund ............................................................................... 12
3.1 Geburtsphasen ............................................................................................. 12
3.1.1 Austreibungsphase ................................................................................ 12
3.2 Dauer der Austreibungsphase ...................................................................... 14
3.3 Geburtsmodus .............................................................................................. 14
3.4 Geburtsverletzungen .................................................................................... 15
3.4.1 Episiotomie ............................................................................................ 16
3.5 Assessments zur Neugeborenenbeurteilung ................................................ 17
3.5.1 Apgar-Score ........................................................................................... 17
3.5.2 Nabelschnur pH-Wert ............................................................................ 18
3.6 Leitung der Austreibungsphase .................................................................... 19
3.6.1 Aktives Pressen ..................................................................................... 19
3.6.2 Spontanes Pressen ................................................................................ 20
Jennifer Keultjes, HB10b
2
3.7 Auswirkungen der beschriebenen Techniken ............................................... 20
3.7.1 Auswirkungen auf das mütterliche Outcome .......................................... 20
3.7.2 Auswirkungen auf das kindliche Outcome ............................................. 22
4 Ergebnisse ......................................................................................................... 23
4.1 Bloom, S., Casey, B., Schaffer, J., McIntire, D. & Leveno, K. (2006) ........... 23
4.1.1 Qualität der Studie ................................................................................. 23
4.1.2 Ergebnisse ............................................................................................. 24
4.2 Yildirim, G. & Beji, N. K ( 2008) .................................................................... 25
4.2.1 Qualität der Studie ................................................................................. 25
4.2.2 Ergebnisse ............................................................................................. 26
4.3 Jahdi, F., Shahnazari, M., Kashanian. M., Farahani, M. & Haghani, H. (2011)
.......................................................................................................................27
4.3.1 Qualität der Studie ................................................................................. 27
4.3.2 Ergebnisse ............................................................................................. 28
4.4 Bosomworth, A. & Bettany-Saltikov, J. (2006) .............................................. 29
4.4.1 Qualität der Studie ................................................................................. 29
4.4.2 Ergebnisse ............................................................................................. 30
5 Diskussion ......................................................................................................... 31
5.1 Länge der Austreibungsphase ...................................................................... 31
5.2 Geburtsmodus .............................................................................................. 31
5.3 Geburtsverletzungen .................................................................................... 32
5.4 Apgar-Score und Nabelschnur pH-Wert ....................................................... 32
5.5 Kritische Beurteilung der Ergebnisse............................................................ 33
5.6 Limitierungen der vorliegenden Bachelorarbeit ............................................ 34
5.7 Beantwortung der Fragestellung .................................................................. 35
6 Schlussfolgerung .............................................................................................. 36
Jennifer Keultjes, HB10b
3
6.1 Theorie-Praxis-Transfer ................................................................................ 36
6.2 Offene Forschungsfragen ............................................................................. 37
Literaturverzeichnis ............................................................................................... 39
Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... 45
Tabellenverzeichnis ............................................................................................... 46
Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................... 47
Glossar .................................................................................................................... 48
Danksagung ............................................................................................................ 52
Eigenständigkeitserklärung ................................................................................... 53
Anhang A: Literaturrecherche ............................................................................... 54
Anhang B: Studienbewertungen ........................................................................... 58
Wortzahl .................................................................................................................. 73
Jennifer Keultjes, HB10b
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Abstract
Darstellung des Themas: In der Literatur finden sich widersprüchliche Beschrei-
bungen bezüglich der optimalen Technik des Pressens. Es lassen sich Aussagen
finden, dass das aktive Pressen die Geburt verkürze und ein besseres Outcome für
Mutter und Kind bewirke. Im Gegensatz dazu beschreiben andere Autoren, dass das
spontane Pressen die schonendere Variante sei.
Ziel: Evidenzbasierte Empfehlungen zur optimalen Technik des Pressens in der Aus-
treibungsphase sollen erarbeitet werden, um daraus Empfehlungen für die Praxis
ableiten zu können.
Methode: Diese Arbeit ist eine Literaturarbeit, in der drei quantitative Studien und ein
systematisches Review beurteilt und verglichen werden.
Ergebnisse: Das aktive und spontane Pressen scheint keinen Einfluss auf die Dauer
der Austreibungsphase, den Geburtsmodus, die Geburtsverletzungen, den Apgar-
Score und den Nabelschnur pH-Wert zu haben.
Schlussfolgerung: Anhand der Resultate aus den aufgezeigten Studien kann keine
allgemeingültige Empfehlung zur optimalen Technik des Pressens in der Austrei-
bungsphase aufgezeigt werden. Eine individuelle Betreuung, in der die Gebärende
im Zentrum steht, soll angestrebt werden. Um die Aussagekraft der Studienresultate
zu stärken, sind weitere Forschungen zu dieser Thematik wünschenswert.
Keywords: coached pushing / coaching / direct pushing / maternal pushing / neona-
tal outcome / pushing method / second stage labour / Valsalva
Jennifer Keultjes, HB10b
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1 Einleitung
Im Folgenden wird das Thema der vorliegenden Arbeit dargestellt und dessen Wahl
begründet. Anschliessend wird die Fragestellung und Zielsetzung dargestellt. Zum
Schluss werden Abgrenzungen erläutert und die Relevanz für die Praxis aufgezeigt.
1.1 Darstellung des Themas
„Und jetzt Kopf nach unten, Luft holen, halten und pressen.“ Das Anleiten der Gebä-
renden zum aktiven Pressen in der Austreibungsphase hat die Verfasserin dieser
Arbeit in ihren Praxiseinsätzen oft erlebt. Dabei sollen die Frauen laut Simkin und
Ancheta (2006) ihren Atem mit Beginn der Wehe so lange wie möglich anhalten und
das Kind nach unten schieben. Die Gebärende erhält dabei genaue Anweisungen,
ab welchem Zeitpunkt, wie stark und wie lange sie pressen soll. Diese Technik wird
auch als Powerpressen bezeichnet.
Oft wird in der Praxis begründet, dass diese Technik die Geburtsphase verkürze und
somit ein besseres Outcome für Mutter und Kind gewährleiste. Weiter wird erläutert,
ohne Anleitung wüssten die meisten Frauen nicht, wie sie effektiv pressen können.
Befasst man sich mit aktueller Fachliteratur, ist jedoch ein zunehmender Trend zum
spontanen Pressen feststellbar. Dabei wird die Gebärende darin bestärkt, das Press-
verhalten ihrem eigenen Empfinden anzupassen (Heller, 1998). Gemäss Walsh
(2007) soll dies eine für das Kind schonendere Geburt ermöglichen und die Selbst-
bestimmung der Frau stärken. Powerpressen vs. Schieben – die Meinungen, welche
Art und Weise des Pressens während der Geburt angewendet werden soll, gehen
bei den Hebammen und in der Literatur auseinander.
Mittels einer Pilotstudie untersuchte Thomson (1995) das intuitive Verhalten der
Frauen in der Austreibungsphase. Er wollte wissen, wie sich die Gebärenden verhal-
ten, wenn sie während der Pressphase nicht angeleitet werden und ihrem Press-
drang spontan und individuell nachgehen können. Dabei ist er zu folgendem Ergeb-
nis gelangt: Werden die Frauen nicht aktiv angeleitet, holen sie nicht intuitiv tief Luft.
Sie starten das Pressmanöver jeweils nicht zeitgleich mit dem Beginn der Wehe und
sie pressen nicht bei jeder Wehe mit.
Beim Powerpressen werden die Frauen jedoch angewiesen, genau dies zu tun. Es
kann demnach diskutiert werden, ob mit dem Anleiten zum Powerpressen in den na-
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6
türlichen Geburtsprozess eingegriffen wird und ob dies mit einem Nutzen für das
mütterliche und kindliche Outcome gerechtfertigt werden kann.
1.2 Fragestellung
Aus den oben ausgeführten Erläuterungen ergibt sich folgende Fragestellung:
Welches ist die optimale Technik des Pressens in der Austreibungsphase bei Frauen
ohne Epiduralanästhesie, gemessen am Outcome von Mutter und Kind, anhand
Dauer der Austreibungsphase, Geburtsmodus, Geburtsverletzungen, Apgar-Score
und Nabelschnur pH-Wert?
1.3 Zielsetzung
Ziel dieser Arbeit ist, anhand evidenzbasierter Literatur, Empfehlungen für die Praxis
auszuarbeiten. Neue Erkenntnisse bezüglich der Betreuung von Gebärenden wäh-
rend der Austreibungsphase sollen gewonnen werden, um die Frauen in der Praxis
bestmöglich unterstützen zu können.
1.4 Abgrenzung
Zur Schmerzlinderung während der Geburt wird in der Schweiz oftmals eine Epi-
duralanästhesie angewendet. Dabei wird ein Lokalanästhetikum in den Peridural-
raum inji*ziert (Johnson& Taylor, 2005). Dies bewirkt laut Hundelshausen und Mörtli
(2011) eine Verlängerung der Austreibungsphase. Weiter wird die Wahrscheinlichkeit
einer instrumentellen Geburtsbeendigung erhöht. Gemäss Johnson und Taylor
(2005) kann es neben einer Schmerzminderung auch zu einer Reizunempfindlichkeit
kommen. Der Pressdrang in der Austreibungsphase wird von der Gebärenden dem-
nach weniger wahrgenommen. Aus diesem Grund wird die Epiduralanästhesie aus
dieser Arbeit ausgeschlossen.
Um den Themenbereich weiter einzugrenzen, wird auf die Geburtsposition nicht ein-
gegangen. Auch wird nicht zwischen sofortigem (bei zehn Zentimeter Muttermunds-
Eröffnung) und späterem Pressen unterschieden. Dies würde den Rahmen dieser
Arbeit sprengen und weitere Forschungsfragen voraussetzen.
1.5 Relevanz für die Praxis
Gemäss der International Confederation of Midwives (2010) gehört es zur Aufgabe
der Hebamme, die physiologische Geburt zu fördern. Durch die Auswertung evi-
Jennifer Keultjes, HB10b
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denzbasierter Studienergebnisse sollen Empfehlungen zur Betreuung der Gebären-
den während der Austreibungsphase abgeleitet werden können. Die Förderung einer
sicheren Geburt mit bestmöglichem Outcome für Mutter und Kind sowie des Selbst-
bestimmungsrechts der Gebärenden soll damit erzielt werden.
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2 Methodik
In diesem Kapitel wird der Aufbau der Arbeit beschrieben. Es wird detailliert aufge-
zeigt, wie bei der Literaturrecherche vorgegangen wurde. Um die Thematik einzu-
grenzen, werden Ein- und Ausschlusskriterien definiert. Anschliessend werden die
ausgewählten Studien kurz in tabellarischer Form vorgestellt.
2.1 Form der Bachelorarbeit
Diese Arbeit ist in Form einer quantitativen Literaturarbeit verfasst. Zur Erarbeitung
der Fragestellung wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt.
2.2 Literaturrecherche
Die Literaturrecherche fand im Zeitraum zwischen September 2012 und Januar 2013
statt. Dazu wurden folgende Datenbanken verwendet: Cinahl Database, Cochrane
Library, Medline via OvidSP und Midirs.
Dazu wurden die Keywords coached pushing, coaching, direct pushing, labour, ma-
ternal pushing, maternal satisfaction, pushing method, pushing, second stage labour
und Valsalva verwendet. Zur Untersuchung des kindlichen Outcomes wurden die
Keywords Apgar-Score, neonatal outcome und pH verwendet. Um die Suchergeb-
nisse zu optimieren, wurden die Keywords mit den Booleschen Operatoren AND o-
der NOT ergänzt. Der detaillierte Suchvorgang der ausgewählten Studien findet sich
im Anhang. Zur Untersuchung der Auswirkung des Pressens an Outcome von Mutter
und Kind wurden quantitative Studiendesigns bevorzugt. Anhand des Titels der ein-
zelnen Studien entschied die Verfasserin dieser Arbeit, ob sie den Abstract lesen
wird. Aufgrund der Fragestellung, des Studiendesigns, der Untersuchungsparameter
sowie Ein- und Ausschlusskriterien wurde die Relevanz der Studien zur Erarbeitung
der Forschungsfrage überprüft.
Häufig war bei den gesichteten Studien der Gebrauch einer Epiduralanästhesie kein
Ausschlusskriterium. Dies führte bei vielen Studien zum Ausschluss. Zur weiteren
Recherche dienten Referenzlisten einiger Studien und Artikel. Durch eine Lateralsu-
che wurde eine weitere Studie gefunden, die zur Beantwortung der Fragestellung
verwendet werden konnte. Zum Erlangen von Fachartikeln wurde eine Handsuche in
den Zeitschriften Hebamme.ch, Evidence Based Midwifery, British Journal of Mid-
wifery, Deutsche Hebammenzeitschrift und Midwifery Digest durchgeführt.
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2.3 Ein- und Ausschlusskriterien der Literatur
Die Beantwortung der Fragestellung fordert einen Vergleich zweier Interventionen an
unterschiedlichen Outcomes. Dazu wurden ausschliesslich quantitative Studiende-
signs gewählt. Zur Darlegung des aktuellen Forschungsstandes wurden Studien
verwendet, die nicht älter als zehn Jahre sind. Eine Eingrenzung der Herkunft der
Studien wurde nicht gemacht. Um die kulturellen Unterschiede gering zu halten, wur-
den jedoch mehrheitlich Studien aus westlichen Ländern bevorzugt. Zusätzlich wurde
eine Studie aus dem Iran verwendet. Begründet wird dies durch das hohe Evidenzle-
vel der Studie. Aktives Pressen verglichen mit spontanem Pressen in der Austrei-
bungsphase sollte in den Studien als Untersuchungsgegenstand definiert sein. Die
Unterschiede bezüglich Outcome von Mutter und Kind sollten gemessen werden.
Dazu gehört die Dauer der Austreibungsphase, der Geburtsmodus, die Anzahl und
der Schweregrad der Geburtsverletzungen am Damm, sowie der Apgar-Score und
der Nabelschnur pH-Wert des Neugeborenen. Ursprünglich sollte zudem die Zufrie-
denheit der Teilnehmerinnen hinsichtlich des Pressens während der Geburt unter-
sucht werden. Aufgrund mangelnder Forschungsergebnisse ist dies nicht möglich.
Als weiteres Einschlusskriterium galt eine Einlingsschwangerschaft mit einem ge-
sunden Fetus. Zudem sollte keine Epiduralanästhesie angewendet worden sein. Es
wurde nicht zwischen Primiparae oder Muliparae unterschieden.
2.4 Studienauswahl
Drei Studien und ein Review erfüllten die Einschlusskriterien und wurden für die Er-
arbeitung der Forschungsfrage ausgewählt. Die Studien wurden mit dem Beurtei-
lungsraster von Stahl (2008) kritisch bewertet. Die Auswertung des Reviews erfolgte
durch das „Review Apparisal Tool“ von Oxman, Cook und Guyatt (1994). Die detail-
lierten Studienbewertungen sind im Anhang zu finden. Im Folgenden werden in Ta-
belle 1-4 die drei Studien und das Review zur Übersicht tabellarisch dargestellt.
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Tabelle 1
Übersicht der Studie von Bloom, S., Casey, B., Schaffer, J., McIntire, D. & Leveno, K.
(2006)
Studie
A randomized trial of coached versus uncoached maternal pushing during the second stage of labor Bloom, S., Casey, B., Schaffer, J., McIntire, D. & Leveno, K. (2006)
Setting Parkland Hospital, USA
Stichprobe 320
Design Randomisierte, kontrollierte Studie
Untersuchte Outcomes
Dauer der Austreibungsphase, Geburtsmodus und Geburtsverlet-zungen bei der Mutter sowie Apgar-Score und Nabelschnur pH-Wert beim Neugeborenen
Evidenzlevel 1b
Tabelle 2
Übersicht der Studie von Yildirim, G. & Beji, N.K. (2008)
Studie
Effects of Pushing Techniques in Birth on Mother and Fetus: A randomized Study Yildirim, G. & Beji, N.K. (2008)
Setting Bakirkoy Maternity and Children’s Teaching Hospital Istanbul, Tü-rkei
Stichprobe 100
Design Randomisierte Studie
Untersuchte Outcomes
Dauer der Austreibungsphase und Geburtsverletzungen bei der Mutter sowie Apgar-Score und Nabelschnur pH-Wert beim Neuge-borenen
Evidenzlevel 1b
Jennifer Keultjes, HB10b
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Tabelle 3
Übersicht der Studie von Jahdi, F., Shahnazari, M., Kashanian, M., Farahani, M.&
Haghani, H. (2011)
Studie
A randomized controlled trial comparing the physiological and directed pushing on the duration of the second stage of labor, the mode of delivery and Apgar Score Jahdi, F., Shahnazari, M., Kashanian, M., Farahani, M. & Ha-ghani, H. (2011)
Setting Akbar Abadi birth center Tehran, Iran
Stichprobe 191
Design Randomisierte, kontrollierte Studie
Untersuchte Outcomes
Dauer der Austreibungsphase und Geburtsmodus bei der Mutter sowie Apgar-Score beim Neugeborenen
Evidenzlevel 1b
Tabelle 4
Übersicht des Reviews von Bosomworth, A.& Bettany-Saltikov, J. (2006)
Studie
Just take a deep breath… A review to compare the effects of spontaneous versus directed Valsalva pushing in the second stage of labour on maternal and fetal wellbeing Bosomworth, A. & Bettany-Saltikov, J. (2006)
Setting USA, Kanada, England und Dänemark
Stichprobe 10 Studien
Design Systematisches Review
Untersuchte Outcomes
Dauer der Austreibungsphase, Geburtsmodus und Geburtsverlet-zungen bei der Mutter sowie Apgar-Score und Nabelschnur pH-Wert beim Neugeborenen
Evidenzlevel Enthält Studien mit Evidenzlevel 1b und 2a
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3 Theoretischer Hintergrund
Im folgenden Kapitel werden theoretische Grundlagen bezüglich der Austreibungs-
phase und des Pressens aufgezeigt. Begriffe im Zusammenhang mit der Fragestel-
lung werden definiert und die Auswirkungen des aktiven und spontanen Pressens auf
Mutter und Kind dargestellt.
3.1 Geburtsphasen
Nach Chalubinski und Husslein (2011) wird die Geburt in drei Phasen unterteilt:
Die Eröffnungsperiode umfasst den Zeitpunkt vom Geburtsbeginn (Beginn regelmäs-
siger, zervixwirksamer Wehentätigkeit) bis zur vollständigen Eröffnung des Mutter-
mundes auf zehn Zentimeter. Die Austreibungsphase folgt der Eröffnungsperiode
und endet mit der Geburt des Kindes. Die letzte Phase der Geburt stellt die Plazen-
tarperiode dar. Sie endet mit der Ausstossung der Plazenta.
3.1.1 Austreibungsphase
Nachfolgend wird die Austreibungsphase ausführlicher beschrieben, da sie für die
Bearbeitung der Fragestellung zentral ist.
Laut Rosenberger, Schilling und Harder (2011) erreicht die Wehentätigkeit in der
Austreibungsphase ihren Höhepunkt. Der intraabdominale Druck steigt in der Wehe
auf bis zu 100 mmHg. Setzt die Gebärende jetzt zusätzlich die Bauchpresse ein,
kann sich dieser Druck verdoppeln. Unter dem Einsetzen der Bauchpresse, um-
gangssprachlich Pressen genannt, versteht man nach Heller (1998) eine Druckaus-
übung auf den Abdominalraum durch gleichzeitiges Kontrahieren der Bauch- und
Beckenbodenmuskulatur sowie des Zwerchfells. Die Aufgabe der Presswehen be-
steht in der Erweiterung des Geburtsweges und dem Herausschieben des Kindes
(Oswald-Vormdohre, 2007). Nach Mändle (2007) müssen folgende Bedingungen
erfüllt sein, damit mit dem Pressen begonnen werden kann:
- „Der Muttermund ist vollständig eröffnet.
- Der vorangehende Teil steht auf Beckenboden.
- Das Köpfchen ist regelrecht eingestellt (Pfeilnaht gerade, kleine Fontanelle in
Führung).
- Die Harnblase ist leer.
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- Die Fruchtblase ist offen (eine noch stehende Blase wird zu diesem Zeitpunkt
geöffnet).“ (S. 341)
Nach Chalubinski et al. (2011) wird die Austreibungsphase in eine frühe Austrei-
bungsphase und eine Pressphase unterteilt. Harder (2013) beschreibt die frühe Aus-
treibungsphase auch als Übergangsphase. Oft ist der Beginn von einer physiologi-
schen Wehenpause gekennzeichnet, welche eine wichtige Erholungsphase für Mut-
ter und Kind darstellt.
Die Pressphase beginnt laut Chalubinski et al. (2011), sobald der kindliche Kopf
durch das Tiefertreten Druck auf den Plexus lumbosacralis ausübt und einen reflek-
torischen Pressdrang auslöst. Unterstützt wird das Auslösen des reflektorischen
Pressdrangs zusätzlich durch den Ferguson-Reflex (Heller, 1998). Laut Rosenberger
et al. (2013) wird dabei durch die Stimulation von Rezeptoren am Muttermund ein
Reiz zur Oxytocinausschüttung ausgelöst. Oxytocin erhöht die Erregbarkeit des My-
ometriums des Uterus, wodurch die Wehentätigkeit stimuliert und aufrechterhalten
wird (Schneider, Helmer, Husslein, Egater, Pildner von Steinburg & Legyel, 2011).
Johnson und Taylor (2005) zeigen auf, dass der Pressdrang nicht immer mit dem
Einsetzen der Austreibungsphase beginnt. Das Bedürfnis mitpressen zu müssen,
kann schon vor oder erst nach der vollständigen Muttermundseröffnung vorkommen.
Das National Institute for Health and Clinical Excellence (2007) bezieht dies in ihrer
Definition der Austreibungsphase mit ein. Sie lautet folgendermassen:
- Passive Austreibungsphase:
• Vollständig eröffneter Muttermund vor oder ohne vorhanden sein des Press-
drangs.
- Beginn der aktiven Austreibungsphase:
• Das Kind ist sichtbar.
• Presswehen sind vorhanden bei gleichzeitig vollständiger Muttermundseröff-
nung oder anderen Zeichen eines vollständig eröffneten Muttermundes.
• Aktive mütterliche Mitarbeit nach Bestätigung eines vollständig eröffneten
Muttermundes ohne Vorhandensein von Presswehen.
Jennifer Keultjes, HB10b
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Unklar bleibt bei dieser Definition allerdings, welche anderen Zeichen eines vollstän-
dig eröffneten Muttermundes gemeint sind.
Den vorangehenden Definitionen stellt Walsh (2009) die Tatsache gegenüber, dass
die Geburt bei jeder Frau unterschiedlich verläuft und eine Einteilung der Geburts-
phasen, mit dem Ziel eine zeitliche Begrenzung festzulegen, diese physiologische
Verschiedenheit ignorieren würde. Walsh (2009) zieht die individuelle Begleitung der
Frauen einer strikten Einteilung der Geburtsphasen vor.
3.2 Dauer der Austreibungsphase
Nach Chalubinski et al. (2011) soll die Austreibungsphase bei Primiparae ohne Epi-
duralanästhesie nicht länger als zwei Stunden und bei Multiparae nicht länger als
eine Stunde dauern. Sie empfehlen ausserdem, Richtwerte von 30 Minuten bei Pri-
mi- und 20 Minuten bei Multiparae zur Dauer der Pressperiode. Chalubinski et al.
(2011) betonen, dass diese Zeitangabe nicht als striktes Limit anzusehen ist. Tat-
sächlich lassen sich in der Literatur unterschiedliche Grenzwerte zur normalen Ge-
burtsdauer finden (Drack & Schneider, 2013).
Drack und Schneider (2013) erläutern zudem, dass keine allgemein gültige Definition
zur Dauer der einzelnen Geburtsabschnitte und somit der protrahierten, sprich ver-
zögerten, Geburtsdauer bestehen. Sie fordern, dass die Entscheidung zur Geburts-
beendigung vielmehr vom mütterlichen und fetalen Zustand abhängen sollte.
3.3 Geburtsmodus
Neben der physiologischen, vagin*len Geburt findet sich in der Fachliteratur die in-
strumentelle Geburtsbeendigung. Dabei wird zwischen vagin*loperativer Geburtsbe-
endigung und Sectio caesarea unterschieden. Als mögliche Gründe einer instrumen-
tellen Entbindung nennen Hopp und Kalache (2011) eine fetale Bedrohung, eine
protrahierte Austreibungsphase sowie mütterliche Indikationen wie Erschöpfung.
Häufig sind auch Haltungs- und Einstellungsanomalien Ursache einer protrahierten
Austreibungsphase. Das Ziel einer instrumentellen Geburtsbeendigung ist die Prä-
vention einer voraussichtlich eintretenden Gefährdung der mütterlichen oder kindli-
chen Gesundheit.
Jennifer Keultjes, HB10b
15
Eine vagin*loperative Geburtsbeendigung erfolgt durch eine Extraktion des Kindes
durch Zug an dessen Kopf. Geeignete Instrumente sind dabei das Vakuum oder der
Forzeps. Die Auswahl ist oft klinikabhängig. Wie in Abbildung 1 dargestellt, wird bei
der Forzepsextraktion eine Geburtszange an den kindlichen Kopf angelegt und das
Kind herausgezogen. Bei der Vakuumextraktion, wie in Abbildung 2 dargestellt, ge-
schieht dies mit einer am kindlichen Kopf haftenden Saugglocke. Gesicherte Unter-
schiede zwischen den beiden Instrumenten wurden bislang nicht gefunden. Voraus-
setzung einer vagin*loperativen Geburtsbeendigung ist unter anderem ein Höhen-
stand des kindlichen Kopfes auf Beckenmitte oder Beckenboden. (Hopp & Kalache,
2011).
Eine nach Geburtsbeginn nötige abdominale Schnittentbindung wird nach Schneider
und Husslein (2011) als sekundäre Sectio definiert. Auch hierbei liegt die Indikation
bei einer während des Geburtsverlaufs eintretenden, mütterlichen oder fetalen Ge-
fährdung (Hopp & Kalache, 2011).
Abbildung 1. Forzepsextraktion. Abbildung 2. Vakuumextraktion.
3.4 Geburtsverletzungen
Thomas (2007, S. 519) nennt folgende, während der Geburt auftretende Geburtsver-
letzungen: „Damm-, Scheiden-, Zervix-, Labien- und Klitorisrisse.“ Da in den in dieser
Arbeit verwendeten Studien lediglich die Dammrisse untersucht werden, wird nur auf
diese eingegangen. Die Dammrisse (DR) werden nach Schönenberger, Rockel-
Loenhoff und Harder (2013) in Schweregrade 1 - 4 eingeteilt. In Abbildung 3 ist er-
sichtlich, welche Muskelpartien bei den jeweiligen Dammrissen beteiligt sind. Schö-
nenberger et al. (2013, S. 373) definieren die Schweregrade wie in Tabelle 5 darge-
stellt.
Jennifer Keultjes, HB10b
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Tabelle 5
Schweregrade der Dammrisse
Grad Beteiligung
I Längs- oder querverlaufender Riss der Dammhaut und des Bindegewebes, meist auch Anteile der Scheidenhaut. Die Fasern des M. bulbospongiosus sind erhalten.
II
Der Riss geht mehr oder weniger tief in die Dammmuskulatur und zerreisst die verbindenden Fasern des M. bulbospongiosus, M. transversus perinei profundus und superficialis. Bei einem medianen Riss ist der M. levator ani nicht betroffen, weil sich seine Fasern nicht in der Mitte des Dammes treffen, sondern dort den Levatorspalt bilden (Muskelvereinigung erst hinter dem Rektum). Der M. sphincter ani (Afterschliessmuskel) wird nicht beschädigt, ist aber oft in seinem oberen Anteil der Wunde sichtbar.
III Zusätzlich ist der M. sphincter ani verletzt bzw. ganz durchtrennt, die vordere Dammwand ist intakt.
IV Der M. sphincter ani ist zerrissen, zusätzlich die vordere Mastdarmwand ver-letzt.
Abbildung 3. Beckenboden.
3.4.1 Episiotomie
Die Episiotomie ist ein Scheidendammschnitt und dient der Erweiterung des Ge-
burtswegs (Johnson & Taylor, 2005). Die WHO (1996) nennt als Indikationen fetale
Gefährdung, fehlenden Geburtsfortschritt oder einen drohenden DR III. Grades. Auch
Jennifer Keultjes, HB10b
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Kuhn, Anthuber, Wisser und Frank (2011) erwähnen die Durchführung der Episioto-
mie zur Prophylaxe drohender Dammrisse, da sie eine Erweiterung des Scheiden-
ausgangs bewirkt und eine bessere Wundheilung ermöglicht. Nach Schönenberger
et al. (2013) und Kuhn et al. (2011) konnten die Vorteile der Episiotomie für Mutter
und Kind bisher nicht belegt werden. Kuhn et al. (2011) nennen als mögliche Schnitt-
richtungen die mediane und die mediolaterale Episiotomie. Sie wird nach unter-
schiedlichen Indikationen gewählt. Die laterale Episiotomie wird aufgrund hoher
Komplikationen nicht mehr angewendet (Schönenberger et al. 2013). In Abbildung 4
werden die unterschiedlichen Schnittrichtungen dargestellt.
Abbildung 4 . Schnittrichtung Episiotomie.
3.5 Assessments zur Neugeborenenbeurteilung
Nachfolgend werden Assessments zur Beurteilung des Neugeboren unmittelbar nach
der Geburt vorgestellt, welche in der Fragestellung dieser Studie aufgeführt sind.
3.5.1 Apgar-Score
Laut Zimmermann (2011) und Stiefel (2013) wurde der Apgar-Score 1953 von der
Anästhesistin Virginia Apgar eingeführt. Er ist heute noch ein bewährtes Schema zur
klinischen Diagnostik und Dokumentation der Vitalität des Neugeborenen. Eine, fünf
und zehn Minuten nach der Geburt werden fünf Vitalparameter erfasst und entspre-
chend Punkte vergeben. Zu den untersuchten Parametern gehören Herzfrequenz,
Atmung, Muskeltonus, Reaktion auf Reize und Hautkolorit. Der einminütige Apgar-
Jennifer Keultjes, HB10b
18
Score weist auf eine möglicherweise nötige Reanimation des Neugeborenen hin. Die
fünf- und zehnminütigen Apgar-Scores dienen einer Prognose zur Adaptation des
Kindes. Liegt der einminütige Apgar-Score über acht und sowohl der fünf- als auch
der zehnminütige über neun, so weist dies auf eine lebensfrisches Neugeborenes hin
(Zimmermann, 2011). In Tabelle 6 wird gezeigt, wie die Punkteverteilung erfolgt.
Tabelle 6
Apgar-Schema nach Stiefel (2013)
Apgar-Score 0 1 2
Herzfrequenz nicht hörbar <100 spm >100 spm
Atmung keine unregelmässig, flach, langsam
regelmässig, schreiend
Muskeltonus schlaff träge, wenig Bewe-gungen
aktiv, voller Bewe-gungstonus
Reflexerregung keine Reaktion verminderte Reaktion, Grimmasse
Schrei, Abwehr
Hautfarbe zyanotisch oder blass
Körper rosig, Extremi-täten blau
rosig
Gesamtpunkte
Bewertung: APGAR: Bezeichnung des klini-schen Zustandes
9 - 10 optimal lebensfrisch
7 - 8 noch lebensfrisch
5 - 6 leichter Depressions-zustand
3 - 4 mittelgradiger Depres-sionszustand
0 - 2 schwerer Depressi-onszustand
3.5.2 Nabelschnur pH-Wert
Die Messung des Säuren-Basen-Staus im Nabelschnurblut ist ein weiterer Parame-
ter zur Beurteilung des Neugeborenen (Stiefel, 2013). Laut Obladen und Maier
(2006) gibt der Nabelschnur pH-Wert Auskunft über eine mögliche Sauerstoffminder-
versorgung des Kindes während der Geburt. Dazu wird unmittelbar nach dem Ab-
klemmen der Nabelschnur das Blut aus arteriellen und venösen Gefässen gewonnen
Jennifer Keultjes, HB10b
19
und analysiert (Dudenhausen, 2008). Nach Zimmermann (2011) führt eine gestörte
Sauerstoffzufuhr zu einer Anreicherung des Kohlendioxids (CO2) im fetalen Blut und
zu einem Abfall des pH-Wertes (Azidose). Liegt der pH-Wert unter 7.20 wird von ei-
ner fetalen Azidose gesprochen. Bei einem pH-Wert unter 7.0 liegt eine schwere
Azidose vor. Stiefel (2013) bezeichnet die kurzfristige Sauerstoffminderversorgung
als respiratorische Azidose. Diese ist oft eine harmlose Reaktion auf eine Nabel-
schnurkompression und muss nicht in jedem Fall ein Risiko für das Kind darstellen
(Mason & Paterson-Brown, 2001). Wird das Problem jedoch nicht behoben, resultiert
daraus eine metabolische Azidose bei der saure Stoffwechselprodukte im Blut ent-
stehen. Um zwischen respiratorischer und metabolischer Azidose unterscheiden zu
können, wird neben dem pH-Wert oft auch das pO2, das pCO2 und der Base Excess
bestimmt. Je nach Art und Schweregrad der Azidose wird eine Therapie festgelegt.
(Zimmermann, 2011)
3.6 Leitung der Austreibungsphase
Im folgenden Abschnitt werden die Möglichkeiten zur Leitung der Austreibungsphase
beschrieben und anschliessend die Auswirkungen auf Mutter und Kind erläutert.
Laut Liebl (2010) werden in der Literatur hauptsächlich zwei verschiedene Techniken
des Pressens in der Austreibungsphase genannt. Zum einen das aktive Pressen,
auch Valsalva-Manöver oder Powerpressen genannt, und zum anderen das sponta-
ne Pressen, auch als Schieben bezeichnet. Diese Techniken des Pressens werden
in der Literatur unterschiedlich definiert. In dieser Arbeit wird sowohl für das aktive
wie für das spontane Pressen die Definition von Harder und Lippens (2013) genutzt
und nachfolgend beschrieben.
3.6.1 Aktives Pressen
Laut Harder et al. (2013) wird die Gebärende angeleitet tief einzuatmen, die Luft an-
zuhalten und mit geschlossener Glottis so lange und stark mit der Kraft ihrer Bauch-
muskeln zu pressen, wie sie kann. Anschliessend atmet sie aus, holt erneut Luft und
wiederholt diesen Vorgang. Der Begriff Valsalva-Manöver, der für diese Art des
Pressens oft verwendet wird, stammt von A. Valsalva, einem Arzt des 17. Jahrhun-
derts. Wobei er dieses Vorgehen nicht für das Pressen während der Geburt, sondern
Jennifer Keultjes, HB10b
20
unter anderem bei Herzrasen empfohlen hat, da durch den dabei erzeugten Blut-
druckabfall die Schlagzahl des Herzens reduziert werden kann.
3.6.2 Spontanes Pressen
Beim spontanen Pressen geht die Frau gemäss Harder et al. (2013) ihrem eigenen,
intuitiven Empfinden nach. Dazu nutzt sie in der Wehe ebenfalls die Kraft ihrer
Bauchmuskeln. Im Gegensatz zum aktiven Pressen kann sie dem Drang zum Pres-
sen spontan und individuell nachgehen und muss keiner Anleitung folgen. Somit
kann sie beim Pressen die Luft anhalten oder beim Ausatmen nach unten schieben.
3.7 Auswirkungen der beschriebenen Techniken
In diesem Abschnitt werden die Auswirkungen des aktiven und des spontanen Pres-
sens auf das Outcome der Mutter und des Neugeborenen beschrieben.
3.7.1 Auswirkungen auf das mütterliche Outcome
Laut Schmidt, Lang und Thews (2005) führt die tiefe Einatmung mit Luftanhalten und
Pressen zu einem intraabdominalen und intrathorakalen Druckanstieg bei der Frau.
Dadurch wird der venöse Rückfluss aus den oberen und unteren Extremitäten sowie
dem Hals- und Kopfbereich in den Brust- und Bauchraum behindert. Der damit ver-
bundene Rückstau des Blutes bewirkt eine Druckerhöhung in den peripheren Venen.
Durch die Kompression der Lungengefässe steigt vorübergehend das Schlagvolu-
men im linken Ventrikel. Reicht der Blutvorrat in der Lunge zur diastolischen Füllung
des linken Ventrikels nicht mehr aus, sinkt der arterielle Blutdruck aufgrund des un-
zureichenden venösen Rückflusses stark ab. Heller (1998) unterstützt diese Aussage
und ergänzt, je länger und stärker der Pressvorgang durchgeführt wird, desto stärker
fällt der mütterliche Blutdruck. Neben Schwindelgefühlen (Schmidt et al., 2005) kann
dies zur Erschöpfung der Mutter führen (Heller, 1998). Nach Hopp und Kalache
(2011) ist die mütterliche Erschöpfung wiederum eine Indikationsstellung zur vagi-
naloperativen Geburtsbeendigung.
Gemäss Heller (1998) führt das aktive Pressen aufgrund des intraabdominalen
Drucks ausserdem zu einer Anspannung der Beckenbodenmuskulatur. Dies behin-
dert den Geburtsverlauf und verlängert die Austreibungsphase. Dem entgegnen
Rath, Gembruch und Schmidt (2010), mit der Aussage, dass der uterine Druck,
Jennifer Keultjes, HB10b
21
durch die Anspannung der Bauchmuskulatur und dem Verschluss der Glottis, das
Durchtreten des kindlichen Kopfes durch den Geburtskanal fördert. Laut Liebl (2010)
sind die Studienergebnisse zur Dauer der Austreibungsphase bei aktivem Pressen
widersprüchlich. Dass durch aktives Pressen die Austreibungsphase verkürzt werden
kann, sei nicht eindeutig belegt.
Weiter steigert die Anspannung der Beckenbodenmuskulatur beim aktiven Pressen
laut Heller (1998) das Risiko einer Dammverletzung während der Geburt. Auch der
Verschluss der Glottis führt zu einem reflektorischen Anspannen des Beckenbodens.
Idealerweise sollte deshalb das Kind unter Ausatmung hinausgeschoben werden, da
dies die Anspannung des Beckenbodens verhindert.
Schaffer et al. (2005) untersuchten in einer randomisierten Studie die Auswirkungen
des Pressens auf den Beckenboden drei Monate postpartum. Sie konnten einen Zu-
sammenhang zwischen aktivem Pressen und einer eingeschränkten Beckenboden-
funktion feststellen.
Heller (1998) ist der Meinung, dass das Schieben, welches beim spontanen Pressen
Anwendung findet, die Zufriedenheit der Frauen bezüglich ihres Geburtserlebnisses
positiv beeinflusst. Die Gebärende kann ihr Kind aus eigener Kraft zur Welt bringen.
Thomson (1993) war ebenfalls daran interessiert, wie sich die Art des Pressens auf
die Zufriedenheit der Frauen auswirkt. Er führte deshalb eine Studie mittels Fragebo-
gen durch. Dieser beinhaltete Fragen wie: „Wie zufrieden waren Sie mit der Art des
Pressens, welche Sie in der Austreibungsphase angewendet haben?“ oder „Wie zu-
frieden waren Sie mit der Unterstützung, die Sie während des Pressens von der
Hebamme erhalten haben?“ Es konnten dabei keine signifikanten Unterschiede zwi-
schen den beiden Gruppen festgestellt werden.
Simkin et al. (2006) erläutern, dass es Situationen gibt, in denen das spontane Pres-
sen nicht zielgerichtet verläuft. Sie empfehlen, dabei dennoch primär die Gebärende
in ihrem eigenen Pressmuster zu unterstützen. Dies kann zum Beispiel durch Ermu-
tigung oder Positionswechsel geschehen. Wird dennoch kein Geburtsfortschritt er-
Jennifer Keultjes, HB10b
22
zielt, sollte das aktive Pressen als letzte Massnahme, bevor eine operative Entbin-
dung notwendig ist, angewendet werden.
3.7.2 Auswirkungen auf das kindliche Outcome
Nach Simkin et al. (2006) kann das lange Anhalten des Atems der Mutter beim akti-
ven Pressen zu einer fetalen Bradykardie führen. Gemäss Chalubinski et al. (2011)
führt der erhöhte uterine Druck während des aktiven Pressens zu einer Beeinträchti-
gung der Sauerstoffzufuhr zur Plazenta. Zusätzlich wird durch das aktive Pressen ein
extremer Druck auf den kindlichen Kopf ausgeübt. Weiter beschreiben Simkin et al.
(2006), dass das Absinken des Blutdruckes und des Sauerstoffgehalts im Blut der
Mutter sowie der verminderte Blutzufuhr zur Plazenta zu einem Sauerstoffmangel
beim Kind führen können. Chalubinski et al. (2011) unterstützen diese Aussage und
ergänzen, dass dies niedrige Apgar-Scores sowie einen azidotischen Nabelschnur
pH-Wert zur Folge haben kann. Enkin et al. (2006) sind hingegen der Meinung, dass
eine Verkürzung der Austreibungsphase durch aktives Pressen oder operative Ge-
burtsbeendigung einem Abfall des Nabelschnur pH-Wertes entgegenwirken kann.
Nach Chalubinski et al. (2011) besitzt ein Fetus die Fähigkeit, eine gewisse Verände-
rung des Sauerstoffbedarfes während der Geburt durch metabolische Anpassung zu
kompensieren. Auch Simkin et al. (2006) sind der Ansicht, dass ein gesundes, reifes
Kind diese Auswirkungen gut kompensieren kann, sofern keine Komplikationen wie
zum Beispiel eine Nabelschnurumschlingung vorliegen. Sie erläutern jedoch, dass
eine Verkürzung der Austreibungsphase durch aktives Pressen das kindliche Out-
come nicht verbessere.
Jennifer Keultjes, HB10b
23
4 Ergebnisse
Im folgenden Abschnitt werden die untersuchten Studien und das Review beschrie-
ben und deren Ergebnisse dargestellt.
4.1 Bloom, S., Casey, B., Schaffer, J., McIntire, D. & Leveno, K. (2006)
Die Studie „A randomized trial of coached versus uncoached maternal pushing dur-
ing the second stage of labor” wurde zwischen November 2000 und August 2002 im
Parkland Hospital in Texas, USA, durchgeführt. Bloom et al. (2006) verglichen das
aktiv angeleitete Pressen in der Austreibungsphase mit dem spontanen Pressen an-
hand von verschiedenen Outcomes von Mutter und Kind. Beachtet werden von der
Verfasserin dieser Arbeit lediglich die Ergebnisse, welche bezüglich der Fragestel-
lung relevant sind. In Form einer randomisierten, kontrollierten Studie wurden 320
Erstgebärende entweder der Kontroll- oder Interventionsgruppe zugeteilt. Sobald die
Austreibungsphase diagnostiziert wurde (Muttermund 10 cm eröffnet), bekam die
betreuende Hebamme einen verschlossenen Umschlag mit der Gruppenzuteilung.
Die Frauen der Kontrollgruppe sollten beide Knie anziehen und das Kinn zur Brust
senken. Gleichzeitig wurden die Beine von zwei Personen gestützt. Während der
Wehe sollte die Gebärende tief Luft holen, den Atem für zehn Sekunden anhalten
und gleichzeitig pressen. Dies wurde wiederholt, bis die Kontraktion vorbei war. Die
Probandinnen der Interventionsgruppe wurden nicht angeleitet und konnten nach
ihrem eigenen Gefühl und individuell pressen.
Als instrumentelle Geburtsbeendigungen wurden die Forzepsextraktion sowie die
Sectio beschrieben. Die Forzepsextraktion wurde nur bei prolongierten Austrei-
bungsphasen (länger als 120 Minuten) oder bei pathologischen CTG-Mustern durch-
geführt.
Die Entscheidung zur Durchführung einer Episiotomie wurde von der Hebamme oder
dem Gynäkologen gefällt. Die Geburtsverletzungen wurden nach den üblichen Gra-
den eins bis vier eingeteilt.
4.1.1 Qualität der Studie
Geeignete Hintergrundinformationen zur Forschungsfrage werden dargestellt. Fachli-
teratur sowie eine bereits veröffentlichte Studie zu diesem Thema werden beleuchtet.
Ansonsten werden keine weiteren Forschungsresultate erwähnt. Das Ziel der Studie
Jennifer Keultjes, HB10b
24
wird klar beschrieben und begründet. Der Untersuchungsgegenstand wird klar defi-
niert. Eine Powerkalkulation wurde durchgeführt. Dies stellt sicher, dass die Stich-
probe gross genug ist, um signifikante Ergebnisse zu erzielen und diese auf die Ziel-
population übertragen zu können. Die Ein- und Ausschlusskriterien sind angegeben.
Ein Einschlusskriterium zur Studienteilnahme war ein Gestationsalter von 36 bis 41
SSW. Dies weicht von den Einschlusskriterien der anderen, in dieser Arbeit unter-
suchten, Studien ab. Das Auswahlverfahren, die Vergleichbarkeit der Teilnehmerin-
nen und die Ausfallrate werden genannt und entsprechen den Kriterien. Wie und
wann die Daten erhoben wurden, wird nicht beschrieben. Es ist nicht ersichtlich, ob
die Studie durch ein Ethikkomitee genehmigt wurde. Die Einwilligung der Teilnehme-
rinnen wurde eingeholt. Ob und wie sie über die Studie aufgeklärt wurden, wird nicht
beschrieben. Auch fehlen Informationen, ob die Teilnehmerinnen wussten, dass die
Teilnahme freiwillig ist und ob die Daten anonymisiert wurden. Die Datenanalyse er-
folgte durch den t-Test, den Wilcoxon-Test und den Chi-Quadrat- Test. Für die Stu-
die wurde ein Signifikanzniveau von p=0.05 festgelegt. Dies erscheint für die unter-
suchten Outcomes passend, da beim Vergleich der demographischen Werte, bei der
Länge der Austreibungsphase und des Nabelschnur pH-Wertes Mittelwerte vergli-
chen werden. Die Ergebnisse werden im Zusammenhang mit dem Ziel der Studie
diskutiert und mit bereits vorhandenen Studien verglichen. Limitationen der Studie
werden nicht angegeben. Auch werden keine Schlussfolgerungen für die Praxis be-
schrieben. Weitere Forschungsfragen werden angegeben.
Obwohl die Studie von Bloom et al. (2006) einige Mängel aufweist, erfüllt sie die
meisten Kriterien nach Stahl (2006). Die Studie erreicht ein Evidenzlevel von 1b und
kann als qualitativ hoch eingestuft werden.
4.1.2 Ergebnisse
Die durchschnittliche Dauer der Austreibungsphase beträgt bei der zum aktiven
Pressen angeleiteten Gruppe 46 Minuten (SD 41.5) und bei der zum spontan Pres-
sen angeleiteten Gruppe 59 Minuten (SD 49.1). Der Anteil Frauen, deren Austrei-
bungsphase mehr als zwei oder drei Stunden beträgt, erreichte keinen signifikanten
Unterschied zwischen dem aktiven und passiven Pressen. Es sind keine Unterschie-
de zwischen den beiden Gruppen bezüglich Geburtsmodus, Häufigkeit einer Episio-
Jennifer Keultjes, HB10b
25
tomie, dem Auftreten von Geburtsverletzungen und den neonatalen Outcomes auf-
gezeigt.
4.2 Yildirim, G. & Beji, N. K ( 2008)
Die Studie „Effects of Pushing Techniques in Birth on Mother and Fetus: A random-
ized Study” wurde zwischen Juli 2003 und Juni 2004 im Bakirkoy Maternitiy and
Children’s Teaching Hospital of the Republic of Turkey in Istanbul durchgeführt. Yil-
dirim et al. (2008) haben die Auswirkungen des aktiven und spontanen Pressens auf
die Mutter und das Neugeborene bei 100 Geburten untersucht. In einer randomisier-
ten, kontrollierten Studie wurden die Teilnehmerinnen in zwei Gruppen eingeteilt. Die
Interventionsgruppe wendete das spontane Pressen während der Geburt an (mit ge-
öffneter Glottis pressen und gleichzeitig ausatmen), die Kontrollgruppe das aktive
Pressen (mit geschlossener Glottis und gleichzeitigem Anhalten des Atems). Beide
Gruppen wurden zu Beginn der Geburt über die entsprechende Methode aufgeklärt
und in der Austreibungsphase diesbezüglich angeleitet. Um mit dem Pressen zu be-
ginnen, mussten bei allen Teilnehmerinnen die gleichen Kriterien erfüllt sein. Dies
beinhaltete, dass der Muttermund vollständig eröffnet war, der kindliche Kopf seine
Rotation vollendet hat und sich mindestens auf Höhe der Beckenmitte befand. An-
schliessend wurden beide Gruppen bezüglich unterschiedlichen Auswirkungen auf
Mutter und Kind verglichen. Die Autorin beschränkt sich auf die Auswirkungen wel-
che für die Fragestellung dieser Arbeit relevant sind.
4.2.1 Qualität der Studie
Die Kriterien nach Stahl (2008) bezüglich des Hintergrundes, der Methode und des
Settings werden erfüllt. Eine Powerkalkulation wurde durchgeführt. Die Ein- und Aus-
schlusskriterien zur Studienteilnahme werden genannt. Es ist auch ersichtlich, wie
viele Frauen für die Teilnahme angefragt wurden und wie viele abgelehnt haben. Die
Gruppenzuteilung erfolgte randomisiert und es ist ersichtlich, dass die Probandinnen
bezüglich aller Merkmale vergleichbar sind. Die Gruppen wurden – abgesehen von
der Intervention – gleich behandelt. Eine Verblindung der Teilnehmerinnen und der
Forscher war in dieser Studie aufgrund der Intervention nicht möglich. Die Datener-
hebung wird beschrieben und erfüllt ebenfalls die Kriterien nach Stahl (2008). Die
fehlende Beschreibung, welche Person die Datenerhebung durchführte, kann als
Jennifer Keultjes, HB10b
26
Mangel angesehen werden. Die Studie wurde von einem spitalinternen Ethikkomitee
genehmigt. Die Teilnehmerinnen wurden um ihr Einverständnis zur Teilnahme gebe-
ten. Nicht beschrieben wird, ob die Teilnehmerinnen wussten, dass die Teilnahme
freiwillig ist und sie jederzeit abbrechen können. Auch fehlt die Information, ob die
Teilnehmerinnen wussten, dass ihre Daten vertraulich behandelt werden. Die Daten-
analyse erfolgte durch Statistikexperten und wird nicht genauer beschrieben. Aus der
Darstellung der Ergebnisse in den Tabellen ist jedoch zu vermuten, dass der Chi-
Quadrat-Test sowie der t-Test angewendet wurden. Da sowohl abhängige wie auch
unabhängige Mittwerte verglichen wurden, ist die Verwendung dieser Tests sinnvoll.
Das Signifikanzniveau ist jeweils angegeben und beträgt je nach Parameter p=0.05
oder p=0.01.
Die Ergebnisse werden im Zusammenhang mit dem Ziel der Studie diskutiert. Der
aktuelle Forschungsstand wird nochmals beschrieben und mit den Ergebnissen der
Studie verglichen. Limitationen der Studie werden angegeben. Eine Stärke der Stu-
die besteht darin, dass die Teilnehmerinnen über die jeweilige Technik des Pressens
gut aufgeklärt wurden. Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die Praxis werden
angegeben. Es fehlen jedoch Vorschläge für weitere Forschungen.
Die meisten Kriterien nach Stahl (2008) werden in der Studie von Yildirim et al.
(2008) erfüllt. Die Studie kann dem Evidenzlevel 1b zugeordnet werden und ist dem-
nach als qualitativ hoch einzustufen.
4.2.2 Ergebnisse
Die Forscher unterscheiden bei den Ergebnissen zwischen der Länge der Austrei-
bungsphase und der Länge der Pressphase. Die Gruppe der spontan pressenden
Frauen weist eine durchschnittliche Austreibungsphase von 40.8 Minuten (SD 19.1)
und eine Pressphase von durchschnittlich 9.6 Minuten (SD 5.5) auf. Bei den aktiv
pressenden Frauen beträgt die durchschnittliche Austreibungsphase 50.1 Minuten
(SD 26.3) und die Pressphase 14.8 Minuten (SD 7.5). Das aktive Pressen verlängert
die Pressphase demnach signifikant. Es sind keine Unterschiede zwischen den bei-
den Gruppen bezüglich Anzahl der Episiotomien und der Geburtsverletzungen am
Damm ersichtlich. Zum Vergleich der neonatalen Outcomes zwischen den beiden
Gruppen wurden zwei Berechnungen durchgeführt. Zuerst wurden alle gemessenen
Apgar-Scores und Nabelschnur pH-Werte miteinander verglichen. Dabei konnte kein
Jennifer Keultjes, HB10b
27
Unterschied zwischen aktivem und spontanem Pressen festgestellt werden. An-
schliessend verglichen die Forscher lediglich die Apgar-Scores über sieben sowie die
Nabelschnur pH-Werte über 7.2. Neugeborene, welche durch spontanes Pressen zur
Welt kamen, weisen dann einen besseren einminütigen Apgar-Score auf. Auch der
arterielle pH-Wert der Nabelschnur ist in dieser Gruppe signifikant besser. Durch
spontanes Pressen werden demnach höhere Apgar-Scores und bessere Nabel-
schnur pH-Werte erhoben, dennoch sind die tiefen Werte in beiden Gruppen gleich-
ermassen enthalten.
4.3 Jahdi, F., Shahnazari, M., Kashanian. M., Farahani, M. & Haghani, H. (2011)
„ A randomized controlled trial comparing the physiological and directed pushing on
the duration of the second stage of labour, the mode of delivery and Apgar-Score”
fand zwischen August und Dezember 2009 im Akbar Abadi Birth Center in Tehran,
Iran, statt. Die Studie verglich das aktiv angeleitete Pressen in der Austreibungspha-
se mit dem spontanen Pressen anhand der Outcomes von Mutter und Kind. Die
Frauen in der Kontrollgruppe wurden von einer Hebamme angeleitet, während jeder
Wehe mit geschlossener Glottis drei- bis viermal zu pressen. Dabei zählte die Heb-
amme bis zehn, damit die Frauen mindestens zehn Sekunden den Atem anhielten. In
der Wehenpause wurden die Frauen angeleitet gut zu atmen. Was unter guter At-
mung verstanden wird, ist durch das Forscherteam nicht genauer definiert. Die Frau-
en in der Interventionsgruppe wendeten das spontane Pressen an. Bei allen Teil-
nehmerinnen musste der Muttermund vollständig eröffnet sein und der kindliche Kopf
sollte sich in Beckenmitte befinden, bevor sie mit dem Pressen beginnen durften. Die
beiden Gruppen wurden anschliessend bezüglich der Länge der Austreibungsphase
und dem Geburtsmodus miteinander verglichen. Das kindliche Outcome wurde an-
hand der ein- und fünfminütigen Apgar-Scores beider Gruppen verglichen.
Die Daten für Primiparae und Mulitparae wurden bezüglich der Dauer der Austrei-
bungsphase separat untersucht.
4.3.1 Qualität der Studie
Die Kriterien nach Stahl (2008) bezüglich des Hintergrundes und der Methode wer-
den erfüllt. Als Setting wird das Akbar Abadi Birth Center in Theran, Iran angegeben.
Dies weicht von den anderen in dieser Arbeit verwendeten Studien ab welche in
Jennifer Keultjes, HB10b
28
westlichen Industrieländern durchgeführt wurden. Eine Powerkalkulation wurde nicht
durchgeführt. Das Auswahlverfahren der Teilnehmerinnen sowie die Ein- und Aus-
schlusskriterien werden beschrieben. Allerdings wird nicht aufgezeigt, wie viele Pro-
bandinnen um die Teilnahme gebeten wurden und wie viele abgelehnt haben. Es
wurde getestet, ob die Merkmale der Teilnehmerinnen vergleichbar sind. Auch in
dieser Studie waren die Forscher und die Teilnehmerinnen nicht verblindet, da dies
aufgrund der Intervention nicht möglich war. Genaue Angaben zur Datenerhebung
werden nicht gemacht. Die Studie wurde von einem internernen Ethikkomitee ge-
nehmigt. Die Einwilligung der Teilnehmerinnen wurde eingeholt. Ob und wie sie über
die Studie aufgeklärt wurden, wird allerdings nicht beschrieben. Auch fehlen Informa-
tionen darüber, ob die Teilnehmerinnen wussten, dass die Teilnahme freiwillig ist und
ob die Daten anonymisiert werden. Die Datenanalyse erfolgte durch den t-Test sowie
dem Fisher-Exact-Test. Da auch bei dieser Studie Mittelwerte verglichen wurden,
sind diese Tests sinnvoll. Die Ergebnisse werden im Zusammenhang mit dem Ziel
der Studie sowie bereits vorhandenen Studien diskutiert. Limitationen der Studie und
Empfehlungen für weitere Forschungen werden nicht angegeben.
Die Studie von Jahdi et al. (2011) erfüllt nicht alle Kriterien nach Stahl (2008). Den-
noch werden wesentliche Punkte beachtet. Die Studie erreicht zudem das Evidenz-
level 1b und wird demnach als qualitativ hoch eingestuft.
4.3.2 Ergebnisse
Die durchschnittliche Dauer der Austreibungsphase ist sowohl bei den Primi- wie bei
den Multiparae in der Interventionsgruppe signifikant kürzer als in der Kontrollgruppe.
Bei den aktiv pressenden Primiparae liegt die durchschnittliche Dauer der Austrei-
bungsphase bei 57.12 Minuten (SD 33.10) und bei den spontan Pressenden bei
47.38 Minuten (SD 36.75). Bei den Multiparae sind es beim aktiven Pressen 33.20
Minuten (SD 22.76) und beim spontanen Pressen 26.12 Minuten (SD 23.43).
Bezüglich des Geburtsmodus weisen die beiden Gruppen keinen signifikanten Un-
terschied auf. Auch bei den ein- und fünfminütigen Apgar-Scores sind keine Unter-
schiede feststellbar.
Jennifer Keultjes, HB10b
29
4.4 Bosomworth, A. & Bettany-Saltikov, J. (2006)
Das Review „Just take a deep breath… A review to compare the effects of spontane-
ous versus directed Valsalva pushing in the second stage of labour on maternal and
fetal wellbeing”, umfasst zehn Studien.
Die Autoren wollen die aktuelle Forschung, betreffend der Auswirkung von sponta-
nem oder aktivem Pressen in der Austreibungsphase, im Zusammenhang mit kindli-
chem und mütterlichem Outcome überprüfen. Das Outcome wird anhand folgender
Parameter verglichen: Nabelschnur pH-Wert, Apgar-Score, Dauer der Austreibungs-
phase, Geburtsmodus und Häufigkeit sowie der Grad der Geburtsverletzung bei der
Frau. Die weiteren Parameter des Reviews werden von der Verfasserin dieser Arbeit
nicht analysiert, da sie von ihrer Fragestellung abweichen. Bei den Studiendesigns
handelt es sich um randomisierte, kontrollierte Studien, nicht randomisierte, kontrol-
lierte Studien und retrospektiv quantitative Studien. Das aktive Pressen definieren die
Forscher als tiefes Luft holen bei Wehenbeginn mit damit verbundenem Pressen mit
geschlossener Glottis für acht bis zehn Sekunden. Dies soll in jeder Wehe drei Mal
wiederholt werden. Die Definition des spontanen Pressens deckt sich mit der für die-
se Arbeit verwendeten Beschreibung.
4.4.1 Qualität der Studie
Die Forschungsfrage wird klar und verständlich formuliert. Die konkreten Fragestel-
lungen der einzelnen Studien werden nicht aufgezeigt. Bei den Studiendesigns han-
delt es sich um randomisiert kontrollierte Studien, kontrollierte Studien und retrospek-
tive quantitative Studien. Das Verwenden von nicht randomisierten Studien wird von
den Autoren begründet. Sie erwähnen, dass diskutiert werden kann, ob es ethisch
vertretbar ist, den Teilnehmerinnen vorzuschreiben, nach welcher Technik sie pres-
sen müssen. Die genaue Studiensuche wird angegeben. Daraus kann abgeleitet
werden, dass versucht wurde, alle relevanten Studien zu finden. Die Qualität der
verwendeten Studien wurde kritisch beurteilt. Die ersten zwei Stufen der Selektion
wurden von zwei unabhängigen Reviewern durchgeführt. Dazu wurden strukturierte
und getestete Checklisten verwendet. Die bis dahin ausgewählten Studien wurden
mit dem „McMaster Univeristy Critical Review Framework“ analysiert. Dies geschah
durch einen einzelnen Reviewer. Dies wird von den Forschern selbst als Kritikpunkt
angesehen, da dies möglicherweise zu mehr Fehlern führen könne. Sie erwähnen
Jennifer Keultjes, HB10b
30
jedoch, dass diese Entstehung von Fehlern durch das gut konstruierte Beurteilungs-
raster minimiert wurde. Die einzelnen Studien werden detailliert beschrieben. Mögli-
che Gründe für unterschiedliche Ergebnisse werden genannt. Die Hauptergebnisse
der Studien werden beschrieben. Nicht alle Ergebnisse sind signifikant. Das Kon-
fidenzintervall wird nicht immer angegeben. Die Ergebnisse sind für die Hebammen-
arbeit relevant und können in den beruflichen Alltag übertragen werden. Alle wichti-
gen Outcomes sind berücksichtigt worden.
Das Review von Bosomworth et al. (2006) beinhaltet Studien mit Evidenzlevel 1b
und 2a.
4.4.2 Ergebnisse
Bosomworth et al. (2006) kommen zu dem Ergebnis, dass kein Unterschied zwi-
schen dem aktiven und passiven Pressen bezüglich der Auswirkung auf die Dauer
der Austreibungsphase besteht. Auch beim Geburtsmodus sind keine Unterschiede
zwischen den beiden Gruppen feststellbar. Weiter wird aufgezeigt, dass mit dem
Anwenden des spontanen Pressens die Anzahl und der Schweregrad der Geburts-
verletzungen am Damm reduziert werden kann. Zu den kindlichen Outcomes bezüg-
lich Apgar-Score und Nabelschnur pH-Wert sind laut den Forschern ebenfalls keine
signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen festzustellen.
Jennifer Keultjes, HB10b
31
5 Diskussion
Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse der verwendeten Studien verglichen und
kritisch diskutiert. Ein Bezug zum theoretischen Hintergrund wird hergestellt. Ein
Theorie-Praxis-Transfer wird aufgezeigt und anschliessend die Fragestellung beant-
wortet.
5.1 Länge der Austreibungsphase
Bloom et al. (2006) kommen zu dem Ergebnis, dass mit aktivem Pressen eine Ver-
kürzung der Austreibungsphase erreicht wird. In der Studie von Jahdi et al. (2011)
zeigen die Ergebnisse hingegen eine Verkürzung der Austreibungsphase durch
spontanes Pressen. Yildirim et al. (2008) unterteilen in Austreibungs- und Presspha-
se, wobei letztere durch spontanes Pressen signifikant verkürzt wird. Bosomworth et
al. (2006) stellen keinen signifikanten Unterschied zwischen dem aktiven und spon-
tanen Pressen fest. Im Gegensatz zu Bloom et al. (2006) und Yildirim et al. (2008)
werden in der Studie von Jahdi et al. (2011) neben Primiparae auch Multiparae un-
tersucht. Die Ergebnisse sind separat aufgezeigt und weisen keine Unterschiede auf.
Resultierend aus den in dieser Arbeit aufgezeigten Ergebnissen kann nicht bestätigt
werden, dass die Art des Pressens einen Einfluss auf die Dauer der Austreibungs-
phase hat. In der Literatur werden widersprüchliche Angaben zur Auswirkung der
Technik des Pressens auf die Dauer der Austreibungsphase gemacht. So soll ent-
weder mit dem aktiven (Rath et al, 2010) oder dem spontanen Pressen (Heller, 1998)
die Austreibungsphase verkürzt werden können. Beide Aussagen können mit den
Studienergebnissen dieser Arbeit nicht bestätigt werden.
5.2 Geburtsmodus
Bloom et al. (2006), Jahdi et al. (2011) und Bosomworth et al. (2006) untersuchten
die Auswirkung des aktiven und spontanen Pressens auf den Geburtsmodus. Bloom
et al. (2005) unterscheiden dabei zwischen vagin*ler Geburt ohne instrumentelle Hil-
fe, Forzepsextraktion und einer Sectioentbindung. Jahdi et al. (2011) unterscheiden
zwischen normaler vagin*ler Geburt und Sectioentbindung. Das Review von Bo-
somworth et al. (2006) enthält drei Studien, die die Auswirkungen des Pressens auf
den Geburtsmodus untersuchten. Die Forscher unterteilen die Ergebnisse im Review
Jennifer Keultjes, HB10b
32
in normale vagin*le Geburt und instrumentelle Geburt. Letzteres wird nicht genauer
definiert.
In keiner der Studien wurde ein signifikanter Unterschied bezüglich des Geburtsmo-
dus festgestellt. In der Literatur lässt sich ebenfalls keine eindeutige Aussage finden,
dass das aktive oder passive Pressen einen direkten Einfluss auf den Geburtsmodus
hat. Als mögliche Gründe einer instrumentellen Geburtsbeendigung wird eine fetale
Bedrohung, eine protrahierte Austreibungsphase sowie mütterliche Indikationen wie
Erschöpfung angeben (Hopp & Kalache, 2011). Ob das aktive oder das spontane
Pressen für diese Indikationen verantwortlich ist, wird in der Literatur kontrovers dis-
kutiert. Aus den Resultaten der in dieser Arbeit aufgezeigten Studien kann abgeleitet
werden, dass die Technik des Pressens keinen Einfluss auf den Geburtsmodus hat.
5.3 Geburtsverletzungen
Bloom et al. (2006) und Yildirim et al. (2008) zeigen auf, dass weder das aktive noch
das spontane Pressen einen Einfluss auf die Geburtsverletzungen hat. Nur Bosom-
worth et al. (2006) stellen fest, dass beim spontanen Pressen weniger Geburtsverlet-
zungen auftreten. Aus den Resultaten der in dieser Arbeit aufgezeigten Studien kann
demnach abgeleitet werden, dass die Technik des Pressens keinen Einfluss auf die
Anzahl und Häufigkeit der Geburtsverletzungen hat. Dies wiederspricht den Angaben
von Heller (1998), wonach das aktive Pressen das Risiko einer Geburtsverletzung
am Damm erhöht.
5.4 Apgar-Score und Nabelschnur pH-Wert
Yildirim et al. (2008) weisen in ihrer Studie eine signifikante Verbesserung des ein
und fünfminütigen Apgar-Scores sowie des Nabelschnur pH-Wertes des Neugebore-
nen durch spontanes Pressen auf. Da die Resultate jedoch nur bei Beachtung des
Apgar-Scores mit einem Wert über sieben und einem pH-Wert über 7.2 einen signifi-
kanten Unterschied aufweisen, kann kein Zusammenhang zwischen tiefen Apgar-
Scores, tiefen pH-Werten und aktivem Pressen dargelegt werden. Bloom et al.
(2006) und Bosomworth et al. (2006) zeigen keine signifikanten Unterschiede zwi-
schen den beiden Gruppen auf. Dies deckt sich mit den Aussagen von Chalubinski et
al. (2011), dass gesunde Kinder einen gewissen Sauerstoffabfall im Blut gut kom-
pensieren können.
Jennifer Keultjes, HB10b
33
5.5 Kritische Beurteilung der Ergebnisse
Nicht in allen Punkten sind sich die Forscher über die Auswirkungen des aktiven und
spontanen Pressens einig. So werden unterschiedliche Ergebnisse bezüglich der
Dauer der Austreibungsphase aufgezeigt. Die Studien von Bloom et al. (2006),
Yildirim et al. (2008) und Jadhi et al. (2011) weisen in ihren Resultaten hohe Stan-
dardabweichungen auf. Der Mittelwert setzt sich demnach aus breit gestreuten Daten
zusammen. Dies könnte extreme Werte – sogenannte Ausreisser – der Daten oder
eine sehr heterogene Gruppe als Ursache haben. Dass einige Studien nur Primipa-
rae und andere sowohl Primiparae wie Multiparae miteinbezogen haben, könnte eine
mögliche Erklärung sein. Die klinische Relevanz dieser Ergebnisse ist demnach in
Frage zu stellen.
Die Forscher definieren den Start der Austreibungsphase in ihren Studien bei einem
vollständigen Muttermund von zehn Zentimeter. Bosomworth et al. (2006) kritisieren
dies in ihrem Review. Sie erläutern, dass ohne häufige vagin*le Untersuchung der
Zeitpunkt der vollständigen Eröffnung des Muttermunds nicht exakt festzustellen ist.
Lützelschwab-Weber (2010) kritisiert weiter, dass in der Fachliteratur unterschiedli-
che Definitionen für die Geburtsphasen verwendet werden, wovon schlussendlich
das Management der Austreibungsphase abhängt.
Einig sind sich die Forscher bezüglich der Ergebnisse zum Geburtsmodus. Nach Bo-
somworth et al. (2006) muss jedoch beachtet werden, dass die Hebammen und Ärz-
te nicht verblindet waren und somit wussten, welche Teilnehmerinnen das aktive o-
der spontane Pressen anwendeten. Sie argumentieren, dass dies die Entscheidung
der jeweiligen Personen beeinflusst haben könnte. Dennoch erachtet die Verfasserin
dieser Arbeit diese Ergebnisse als relevant, da nach ihren Erfahrungen die Entschei-
dung einer instrumentellen Geburtsbeendigung oft aus einer prolongierten Austrei-
bungsphase oder einer fetalen Gefährdung resultiert. Das Ergebnis lässt sich mög-
licherweise mit der Aussage von Drack et al. (2011) erklären, dass die protrahierte
Austreibungsphase oft aus einer Einstellungs- oder Haltungsanomalie resultiert.
Nach Bosomworth et al. (2006) müssen die Ergebnisse zu den Geburtsverletzungen
in ihrem Review kritisch betrachtet werden. Es wird erwähnt, dass keine der Studien,
Jennifer Keultjes, HB10b
34
welche diesen Parameter untersucht haben, eine Klassifikation der Geburtsverlet-
zungen angab. Eine Studie erfasste die Anzahl Geburtsverletzungen, die genäht
werden mussten. Da keine Richtlinien aufgezeigt sind, ab wann eine Geburtsverlet-
zung genäht werden muss, seien diese Ergebnisse fragwürdig. In den Studien von
Bloom et al. (2006) und Yildirim et al. (2008) werden die Klassifikationen der Ge-
burtsverletzungen angegeben und sind miteinander vergleichbar. Es lassen sich je-
doch keine Angaben finden, nach welchen Indikationen eine Episiotomie durchge-
führt wurde. Die Verfasserin dieser Arbeit kann sich vorstellen, dass die unterschied-
liche Erfassung der Geburtsverletzungen ein Grund für die unterschiedlichen Resul-
tate der aufgezeigten Studien ist.
Die Ergebnisse zu den neonatalen Outcomes in der Studie von Yildirim et al. (2008)
interpretiert die Verfasserin dieser Arbeit folgendermassen: Lediglich beim Beachten
der Apgar-Scores über sieben sowie den pH-Werten über 7,2 liess sich nachweisen,
dass das spontane Pressen signifikant bessere Werte erzielte. Werden alle gemes-
senen Werte betrachtet, ist der Unterschied nicht mehr signifikant. Tiefe Werte ka-
men demnach beim aktiven wie auch beim spontanen Pressen vor. Daraus kann ge-
schlossen werden, dass nicht das Pressen, sondern ein anderer Grund für die tiefen
Werte verantwortlich sein muss.
Weiter kritisieren Bosomworth et al. (2006), mit der isolierten Betrachtung des pH-
Wertes könne nicht zwischen respiratorischer und metabolischer Azidose unter-
schieden werden. Um die Aussagekraft der Ergebnisse zu stärken, schlagen sie vor,
weitere Werte wie das pCO2 und den Base Excess in die Untersuchung miteinzube-
ziehen. Diese Meinung teilt auch die Verfasserin dieser Arbeit.
5.6 Limitierungen der vorliegenden Bachelorarbeit
Sowohl in der Literatur wie auch in den aufgezeigten Studien werden unterschiedli-
che Definitionen bezüglich des aktiven und spontanen Pressens verwendet. Dies
erschwert den Vergleich der Studienresultate untereinander sowie den Vergleich der
Studienresultate mit der Literatur. Zudem wird in der Studie von Bloom et al. (2006)
ein Gestationsalter von 36 bis 41 SSW als Einschlusskriterium zur Studienteilnahme
angegeben. Dies deckt sich nicht mit den anderen in dieser Arbeit verwendeten Stu-
dien, welche ein Gestationsalter ab der 37. SSW als Einschlusskriterium angaben.
Jennifer Keultjes, HB10b
35
Gemäss Fachliteratur entspricht dies einem Termingeborenen (Polleit, Stiefel & Ort-
meier, 2013). Bei Frühgeburtlichkeit treten häufiger Komplikationen, wie beispiels-
weise Atemnot, auf (Schneider & Helmer, 2011). In der Interpretation der Ergebnisse
von Bloom et al. (2006), bezüglich der neonatalen Outcomes muss dies berücksich-
tigt werden.
Eine weitere Limitation der vorliegenden Arbeit besteht in der Verwendung von Stu-
dien, die sowohl Primiparae wie auch Muliparae untersuchten. Da in der Literatur für
Multiparae andere Richtlinien für die Dauer der Austreibungsphase angegeben wer-
den (Chalubinski et al., 2011) und diese Gebärenden schon Presserfahrungen vor-
weisen, sind die Ergebnisse mit Primiparae nicht direkt vergleichbar.
5.7 Beantwortung der Fragestellung
Anhand der aufgezeigten Ergebnisse kann die Fragestellung „Welches ist die opti-
male Technik des Pressens in der Austreibungsphase bei Frauen ohne Epiduralan-
ästhesie gemessen an Outcome von Mutter und Kind anhand Dauer der Austrei-
bungsphase, Geburtsmodus, Geburtsverletzungen, Apgar-Score und Nabelschnur
pH-Wert?“ folgendermassen beantwortet werden:
Anhand der in dieser Arbeit verwendeten Studien kann nicht belegt werden, dass die
Art des Pressens einen Einfluss auf die in der Fragestellung genannten Parameter
hat. Demnach kann, bezogen auf die untersuchten Parameter, keine allgemeine
Empfehlung zur optimalen Technik des Pressens abgegeben werden. Da das aktive
und spontane Pressen nicht einheitlich definiert wurden, ist die Vergleichbarkeit der
vorliegenden Studienresultate beeinträchtigt. Um die Aussagekraft der Studienresul-
tate zu stärken, sind weitere Forschungen zu dieser Thematik nötig.
Jennifer Keultjes, HB10b
36
6 Schlussfolgerung
Im folgenden Kapitel wird ein Theorie-Praxis-Transfer hergestellt, indem aufgezeigt
wird, wie die Ergebnisse dieser Arbeit im Berufsalltag umgesetzt werden können.
Zudem werden Empfehlungen für weitere Forschungsfragen aufgezeigt.
6.1 Theorie-Praxis-Transfer
Obwohl bei der Interpretation der Ergebnisse gewisse Schwächen der Studien zu
berücksichtigen sind, scheint das aktive oder spontane Pressen keinen signifikanten
Unterschied auf die gemessenen Outcomes von Mutter und Kind zu haben. Das akti-
ve Pressen entspricht laut Thomson (1995) nicht dem natürlichen Pressverhalten der
Gebärenden. Diesbezüglich muss beachtet werden, dass Thomson (1995) in seiner
Studie lediglich 15 Frauen während des spontanen Pressens untersuchte und keine
weiteren Studien zu dieser Forschungsfrage gefunden wurden. Da das aktive Pres-
sen zusätzlich keine positiven Auswirkungen zu haben scheint, ist eine routinemäs-
sige Anwendung dieser Methode nach Meinung der Verfasserin nicht empfehlens-
wert.
Nach Bosomworth et al. (2006) kommt es beim Grossteil der Gebärenden in der Aus-
treibungsphase zu einem reflektorischen Pressdrang. Recherchen hätten jedoch er-
geben, dass dieser Reflex auch bei Frauen ohne Epiduralanästhesie manchmal aus-
bleiben kann. Für diese Frauen kann es möglicherweise von Vorteil sein, eine Anlei-
tung zum Pressen zu erhalten.
Es kann also Gründe geben, aus denen das aktive Pressen möglicherweise indiziert
ist. Resultierend aus den in dieser Arbeit vorliegenden Ergebnissen schliesst die Ver-
fasserin, dass Gebärende bei Bedarf aktiv zum Pressen angeleitet werden können.
Negative Auswirkungen auf die in dieser Arbeit untersuchten Outcomes müssen da-
bei nicht befürchtet werden. Dennoch sollte die Möglichkeit einer selbstbestimmten
Geburt für die Frau gefördert werden. Dies kann zum Beispiel durch die Wahl der
Geburtsposition geschehen. Nach Heller (1998) wird beim aktiven Pressen häufig die
Rückenlage eingenommen. Deshalb sollte die freie Wahl der Geburtsposition durch
die Gebärende angestrebt werden.
Eine umfassende Aufklärung der Gebärenden über die Arten des Pressens würde
ebenfalls zur Selbstbestimmung der Gebärenden beitragen. Bestenfalls sollte dies
Jennifer Keultjes, HB10b
37
vermutlich schon vor der Geburt oder in der Eröffnungsphase geschehen, wie in der
Studie von Yildirim et al. (2008) beschrieben ist.
Da jede Geburt anders ist, sollte die Betreuung auf jede Gebärende individuell abge-
stimmt werden. Nach Cluett und Bluff (2003) beinhaltet evidenzbasiertes Arbeiten
nicht nur, Erkenntnisse aus der Forschung in die eigene Tätigkeit einfliessen zu las-
sen, sondern diese auch auf die Bedürfnisse der Frau abzustimmen.
Um ein routinemässiges Anwenden des aktiven Pressens zu verringern, braucht es
wieder mehr Vertrauen in den natürlichen Geburtsprozess. Auch scheint es wichtig,
den Gebärenden Vertrauen in ihren Körper und in die eigenen Fähigkeiten zu vermit-
teln. Die Förderung der Ressourcen der Gebärenden diesbezüglich könnte womög-
lich einen Beitrag dazu leisten.
6.2 Offene Forschungsfragen
Eine einheitliche Definition des aktiven und spontanen Pressens würde zu einer bes-
seren Vergleichbarkeit der Studienresultate beitragen.
Auch zur Dauer der Austreibungsphase wäre eine identische Erfassung vorteilhaft.
Der Beginn der Austreibungsphase müsste demnach bei allen Gebärenden gleich-
ermassen erfasst werden. Bosomworth et al. (2006) schlagen vor, statt der Dauer
der Austreibungsphase die Dauer des Pressens zu messen. Diese soll beginnen,
sobald die Gebärende zum ersten Mal presst. Dabei spiele es keine Rolle, ob dies
spontan als Folge des natürlichen Reflexes oder durch aktives Anleiten der Hebam-
me geschieht.
In der Literatur sind abweichende Empfehlungen zur Dauer der Austreibungsphase
bei Primiparae und Multiparae zu finden. Erfahrungen der Multiparae bezüglich des
Pressens von vorhergehenden Geburten könnten die Ergebnisse ebenfalls beein-
flussen. Aufgrund dessen sollten Primiparae und Multiparae separat untersucht wer-
den.
Um die optimale Technik des Pressens zur Verringerung der Geburtsverletzungen zu
erfassen, müsste eine einheitliche Klassifikation der Geburtsverletzungen erfolgen.
Damit könnten die Ergebnisse besser verglichen werden. Interessant wären zudem
weitere Studien über die Langzeitfolgen des Pressen bezüglich des Beckenbodens.
Jennifer Keultjes, HB10b
38
Diese könnten nebst den Ergebnissen von Schaffer et al. (2005) zu weiteren evi-
denzbasierten Forschungsresultaten beitragen.
Auch die Aussagekraft der Ergebnisse zu den neonatalen Outcomes sollte verstärkt
werden. Neben dem pH-Wert im Nabelschurblut sollte auch der pCO2 und der Base
Excess erfasst werden. Somit könnte zwischen respiratorischer und metabolischer
Azidose unterschieden werden.
Thomson (1993) untersuchte, wie sich die Art des Pressens auf die Zufriedenheit der
Frau auswirkt. Dies scheint eine äusserst bedeutende Forschungsfrage zu sein, wel-
che weiter erforscht werden sollte. Die Technik des Pressens scheint auf unter-
schiedliche medizinische Outcomes keinen Einfluss zu haben. Aufgrund dessen
könnte die Zufriedenheit der Frauen ein bedeutender und aussagekräftiger Parame-
ter zur Beurteilung der Technik des Pressens in der Austreibungsphase sein.
Jennifer Keultjes, HB10b
39
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45
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1. Forzepsextraktion nach Cunningham, F.G., Levono, K.J., Bloom, S.L.,
Hauth, J.C., Rouse, D.J. & Spong, C.Y. (2009). Williams Obstetrics:
23rd Edition (S. 518). New York: McGraw Hill.
Abbildung 2. Vacuumextraktion nach Cunningham, F.G., Levono, K.J., Bloom,
S.L., Hauth, J.C., Rouse, D.J. & Spong, C.Y. (2009). Williams
Obstetrics: 23rd Edition (S. 523). New York: McGraw Hill.
Abbildung 3. Beckenboden nach Schünke, M., Schulte, E., Schuhmacher, U., Voll,
M. & Wesker, K. (2005). Prometheus: Lernatlas der Anatomie
(S.182). Stuttgart: Georg Thieme Verlag.
Abbildung 4. Schnittrichtung Epiosotomie nach Thomas, A. (2007). Geburtshilfliche
Operationen. In Mändle, C. & Optiz-Kreuter, S. (Hrsg.) Das
Hebammenbuch: Lehrbuch der praktischen Geburtshilfe (S. 520).
Stuttgart: Schattauer.
Jennifer Keultjes, HB10b
46
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Übersicht über die Studie von Bloom, S., Casey, B., Schaffer, J., McInti-
re, D.& Leveno, K. (2006)
Tabelle 2 Übersicht über die Studie von Yildiri, G. & Beji, N. ( 2008)
Tabelle 3 Übersicht über die Studie von Jahdi, F., Shahnazari, M., Kashanian, M.,
Farahani, M.& Haghani. (2011)
Tabelle 4 Übersicht über die Studie von Bosomworth, A.& Beattany-Saltikov, J.
(2006)
Tabelle 5 Schweregrade der Dammrisse nach Schönenberger et al. (2013)
Tabelle 6 Apgar-Schema nach Stiefel (2013)
Jennifer Keultjes, HB10b
47
Abkürzungsverzeichnis
et al. et alteri (und andere)
mmHg Millimeter Quecksilbersäule
pCO2 Kohlendioxidpartialdruck
pO2 Sauerstoffpartialdruck
SD Standardabweichung
spm Schläge pro Minute
SSW Schwangerschaftswoche
Jennifer Keultjes, HB10b
48
Glossar
A
Abstract prägnante Zusammenfassung einer Stu-die
Adaptation Anpassung des Neugeborenen an das Leben ausserhalb des Uterus
B
Base Excess Deutsch auch als Basenüberschuss be-zeichnet. Gibt an, ob zu wenig oder zu viele Pufferbasen im Blut zirkulieren. Die Pufferung spielt bei allen Lebensvorgän-gen eine entscheidende Rolle, da sämtli-che Stoffwechselprozesse an bestimmte, oft begrenzte pH-Bereiche gebunden sind.
Boolesche Operatoren Verknüpfungen wie UND, ODER und NICHT
Bradykardie Verlangsamte Pulsfrequenz. Beim Un-geborenen definiert als Herzfrequenzab-fall < 100-110 Schläge pro Minute länger als 5-10 Minuten.
D
Diastole Erschlaffungsphase der Herzhöhlen. In
der Diastole füllen sich die Kammern mit
Blut aus den Vorhöfen über die Herz-
klappen.
E
Epiduralanästhesie Synonym Periduralanästhesie: Narko-semittel wird in die Umgebung des Rü-ckenmarks eingespritzt, um eine Schmerzfreiheit im Unterleib zu errei-chen.
F
Fetus Ungeborenes ab der 11. Schwanger-
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49
schaftswoche
fetal Das Kind betreffend
G
Gestationsalter Schwangerschaftswoche, berechnet ab dem 1. Tag der letzten Periode
Glottis Stimmritze
H
Hautkolorit Färbung der Haut, unter anderem durch die Durchblutung und Sauerstoffversor-gung
I
Interventionsgruppe Die Gruppe, welche die zu untersuchen-de Behandlung erhält.
Intraabdominaler Druckanstieg Während einer Wehe kommt es durch das Zusammenziehen der Muskulatur zu einer Verkleinerung des Innenraumes der Gebärmutter. Daraus entsteht ein Zug auf den unteren Bereich der Gebär-mutter und einer Öffnung des Mutter-mundes. Diese Vorgänge bewirken eine Druckerhöhung in der Gebärmutter von 20 bis 100 mm HG.
Intrathorakaler Druckanstieg Druckanstieg im Brustraum
K
Kleine Fontanelle Fontanellen sind weiche Knochenlücken am Schädel des Neugeborenen. Sie werden unterteilt in eine kleine und eine grosse Fontanellen.
Kohlendioxid-Partialdruck Gibt den Anteil von Kohlendioxid an, das im Blut gelöst ist.
Konfidenzintervall Ein statistischer Kennwert zur Schätzung von Populationsparametern
Kontraktion Wehe
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50
Kontrollgruppe Die Gruppe, welche die Standardbe-
handlung oder keine Behandlung erhält
M
Metabolisch Den Stoffwechsel betreffend
Muliparae Mehrgebärende
Muttermund Öffnung des Gebärmutterhalses
Millimeter Quecksilbersäule Einheit des Druckes
Myometrium Mittlere Wandschicht der Gebärmutter, bestehend aus Muskulatur
N
Neugeborenenstatus
kindliche Untersuchung
O
Outcome Ergebnis der Behandlung
Oxytocin Ein Hormon, welches unter anderem Ein-fluss auf die Gebärmuttermuskulatur so-wie die Brustdrüsen der Frau hat.
P
Pfeilnaht Verbindung der Schädelknochen am kindlichen Schädel
Physiologisch den normalen Lebensvorgängen ent-sprechend
Plazenta Mutterkuchen
Plexus lumbosacralis Ein Nervengeflecht des Beckens und der Beine
Postpartal Nach der Geburt
Powerkalkulation Berechnung der erforderlichen Stichpro-bengrösse einer Studie
Primiparae Erstgebärende
Jennifer Keultjes, HB10b
51
Periduralraum Spaltraum im Bereich der Rückenmarks-
häute bzw. des Spinalkanals
R
Randomisiert Zufällige Zuordnung der Teilnehmerin-nen zur Kontroll- oder Interventionsgrup-pe
Reflektorisch Durch einen Reflex bedingt
Review Systematische Übersichtsarbeit
S
Sauerstoffpartialdruck Mass für den Verfügbaren Sauerstoff im Organismus
Standardabweichung Gibt an, wie sich die Messungen um den Mittelwert streuen
U Uterus Gebärmutter
Jennifer Keultjes, HB10b
52
Danksagung
Die Verfasserin bedankt sich bei allen Personen, die sie im Schreibprozess unter-
stützt haben. Ein besonderer Dank geht an Ruth Eggenschwiler für die zuverlässige
und fachliche Betreuung während der ganzen Schreibphase. Ein weiterer Dank ge-
bührt Karin Brendel für die kompetente Beratung und Unterstützung. Weiter wird den
Studienkolleginnen sowie Freunden und der Familie gedankt, die mit Korrekturlesen,
konstruktiven Feedbacks und motivierenden Worten zum Erstellen dieser Arbeit bei-
getragen haben.
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53
Eigenständigkeitserklärung
„Hiermit erkläre ich, die vorliegende Bachelorarbeit selbständig, ohne Mithilfe
Dritter und unter Benutzung der angegebenen Quellen verfasst zu haben.“
Datum:
Jennifer Keultjes
Jennifer Keultjes, HB10b
54
Anhang A: Literaturrecherche
Cinahl Database 18.9.12
Keywords Limitation Treffer Passende Abstracts
Endgültig aus-gewählte Stu-dien
Valsalva and second stage labour
- 5 1 Just take a deep breath- A review to com-pare directed Valsava pushing in the second stage of labour on maternal and fetal wellbeing. Bosomworth. A. & Bettany-Saltikov. J.
Valsalva and pH
- 3 3 Effects of Pushing Tech-niques in Birth on Mother and Fetus: A Ran-domized Stu-dy. Yildririm. G. & Beji, N.
Valsalva and Apgar Score
- 3 3 0
Second stage labour and pushing
Nur englische Texte
32 6 0
Second stage labour and coached pushing
- 1 0 0
Second stage labour and and neonatal out-come
- 1 0 0
Second stage labour and Apgar score
- 13 2 0
Second stage labour and pH
- 8 2 0
Pushing method
- 5 2 0
Jennifer Keultjes, HB10b
55
Pushing and pH
- 9 4 0
Pushing and Apgar score
- 15 5 0
second stage labour and ma-ternal satisfac-tion
- 5 0 0
Midirs 14.1.13
Keyword Limitation Treffer Passende Abstracts
Endgültig aus-gewählte Stu-dien
Valsalva and second stage
- 26 9
Valsalva and Apgar
- 5 5 0
Direct pushing and second stage
5 0 0
Maternal pushing NOT epidural
- 5 0 0
Labour and coaching
- 9 1 A randomized trial of coached ver-sus uncoached maternal pushing during the second stage of labor- Bloom, S., Ca-sey, B., Schaf-fer, J., McIn-tire, D. & Le-veno, K. (2005)
Chochrane Libary 17.01.13
Keyword Limitation Treffer Passende Abstracts
Endgültig aus-gewählte Stu-dien
Jennifer Keultjes, HB10b
56
Jahdi Nur Autoren 4 1 A randomized controlled trial comparing the physiological ad directed pushing on the duration of the second stage of labor, the mode of deli-very and Apgar score Jahdi, F. Shahnazari, M., Kashanian, M., Faraha-ni, M. & Hag-hani, H. (2011)
Valsalva and second stage labour
- 2 1 0
Valsalva and pH
- 3 1 0
Valsavla and Apgar
- 1 1 0
Medline via OvidSP 21.01.12
Keyword Limitation Treffer Abstract Studien
Valsalva and second stage labour
- 1 0 0
Valsalva and Apgar Score
- 4
Second stage labour and pushing
- 4 4 0
Second stage labour and coached pushing
- 0
Second stage labour and and neonatal out-come
- 0
Jennifer Keultjes, HB10b
57
Second stage labour and Apgar score
- 0
Second stage labour and pH
- 13 0
Pushing method
- 5 2 0
Pushing and pH
Pushing and Apgar Score
- 20 5 0
second stage labour and ma-ternal satisfac-tion
- 0
Jennifer Keultjes, HB10b
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Anhang B: Studienbewertungen
A randomized trial of coached versus uncoached maternal pushing during the second stage of labor von Bloom et al. (2006) Titel
Der Titel A randomized trial of coached versus uncoached maternal pushing during
the second stage of labor lässt auf den Inhalt der Studie deuten. Der Untersu-
chungsgegenstand wird erläutert. Das verwendete Studiendesign ist ersichtlich.
Abstract
Ein Abstract ist vorhanden und übersichtlich dargestellt. Das Ziel und die wichtigsten
Ergebnisse werden erläutert. Auch das Studiendesign wird erwähnt. Die Methodik
wird kurz dargestellt. Die Schlussfolgerung ist kurz und prägnant.
Hintergrund
Literaturreview:
Die unterschiedlichen Techniken des Pressens werden genau definiert. Aussagen
aus Lehrbüchern werden kritisch beleuchtet. Diese stehen im Zusammenhang mit
der Forschungsfrage. Eine von den Forschern bereits veröffentlichte Studie zu die-
sem Thema wird beleuchtet. Ansonsten werden keine weiteren Forschungsresultate
erwähnt. Es werden Studien erläutert, die zehn Jahre oder älter sind. Dies wird im
Text nicht erwähnt und begründet.
Ziel der Studie:
Das Ziel der Studie wird beschrieben. Die Studie verglich das aktive, angeleitete
Pressen in der Austreibungsphase mit dem spontan Pressen, bei dem die Frauen
nicht angeleitet wurden am Outcome von Mutter und Kind. Begründet wird die Wahl
der Forschungsfrage mit Hintergrundinformationen. Die Methode werde erst seit dem
letzten Jahrhundert angewendet. Die Herkunft ist unklar. Immer häufiger wird heute
über die Notwendigkeit des aktiven Pressens diskutiert.
Jennifer Keultjes, HB10b
59
Definition des Untersuchungsgegenstandes :
Die Ein- und Ausschlusskriterien der Frauen werden im Abschnitt „Methode“ genau
definiert. Es wurden zwei verschiedene Techniken des Pressens miteinander vergli-
chen. Die Frauen in der Kontrollgruppe wurden von einer Hebamme angeleitet, wäh-
rend der Wehe mit geschlossener Stimmritze zu pressen. In der Wehenpause wur-
den die Frauen angeleitet, gut zu atmen. Die Frauen in der Interventionsgruppe wur-
den nicht angeleitet und konnten nach ihrem eigenen Gefühl pressen. Die beiden
Gruppen wurden anschliessend bezüglich Länge der Austreibungsphase, Geburts-
modus, Häufigkeit von Episiotomien, Geburtsverletzungen und Schulterdystokien
verglichen. Das kindliche Outcome wurde anhand verschiedener Parameter vergli-
chen. Diese waren: fünfminütiger Apgar-Score, Nabelschnur pH-Wert, mekoniumhal-
tiges Fruchtwasser, Reanimation des Neugeborenen, Infektion des Neugeborenen,
Verlegung des Neugeborenen auf die Neonatologie und Totgeburt oder neonataler
Tod.
Methode
Es wird beschrieben, dass eine randomisierte Studie erhoben wurde. Eine Begrün-
dung diesbezüglich fehlt. Dieser quantitative Forschungsansatz macht bezüglich des
Vergleichs zweier Gruppen und der objektiven Fragestellung in dieser Studie Sinn.
Der Evidenzlevel liegt bei 1b.
Setting
Als Setting wird das Parkland Hospital angegeben. Zum Erreichen des Studienziels
ist ein Spital als Setting geeignet.
Teilnehmerinnen
Es nahmen 320 Frauen an der Studie teil. Eine Powerkalkulation wurde durchge-
führt. Die Frauen wurden nach folgenden Ein- und Ausschlusskriterien ausgewählt:
Einschlusskriterien: Einverständnis der Frau, Primipara, Einlingsschwangerschaft, 36
bis 41 SSW, Fetus in Schädellage, komplikationslose Schwangerschaft, regelmässi-
ge Uteruskontraktionen mit zervikaler Dilatation von mindestens 4cm.
Jennifer Keultjes, HB10b
60
Ausschlusskriterien: Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Beckenorganvorfall, bekann-
te Schwangerschaftskomplikationen, geschätztes Geburtsgewicht über 4000g, Ver-
abreichung von Oxytocin oder einer Epiduralanästhesie.
In der ersten Phase der Geburt betreute die Hebamme die Frauen nach einem
schriftlichen Protokoll. Überwacht wurde dies von einer Mitarbeitenden. Was in die-
sem Protokoll aufgeführt war, wird nicht angegeben.
Sobald die Austreibungsphase diagnostiziert wurde (Muttermund 10 cm eröffnet),
bekam die betreuende Hebamme einen verschlossenen Umschlag mit der Gruppen-
zuteilung. Es wurde also ein random sampling durchgeführt. Eine Verblindung wäre
in diesem Fall nicht möglich gewesen. Die Techniken des Pressens der beiden
Gruppen wurden genau festgelegt und sind in der Studie ersichtlich. Abgesehen von
der Intervention wurden beide Gruppen gleich behandelt.
Es wurde getestet, ob die beiden Gruppen bezüglich Merkmalen wie Alter, Herkunft,
mütterlicher BMI, erhaltene Schwangerschaftsvorsorge und Geburtsgewicht Unter-
schiede aufweisen. Es wurden keine Differenzen festgestellt, die einen Einfluss auf
die Ergebnisse haben könnten.
Insgesamt wurden 1535 Frauen um die Teilnahme gebeten. 546 Frauen lehnten ab.
Gründe dazu werden nicht erwähnt. 325 Teilnehmerinnen konnten bei Beginn der
Austreibungsphase in eine Gruppe zugeteilt werden. Am Ende waren komplette Da-
ten von 320 dieser Frauen vorhanden. Die Hauptgründe zur Ausschliessung von
Teilnehmerinnen waren der Erhalt einer Epiduralanästhesie, die Entwicklung von
Geburtskomplikationen, Oxytocin-Gabe sowie Fieber.
Datenerhebung
Alle Hebammen, die an der Studie involviert waren, erhielten Schulungen, um die
korrekte Einhaltung der Protokolle zu gewährleisten. Wie und wann die Daten erho-
ben wurden, wird nicht beschrieben.
Ethische Aspekte
Es ist nicht ersichtlich, ob die Studie durch ein Ethikkomitee genehmigt wurde. Die
Einwilligung der Teilnehmerinnen wurde eingeholt. Ob und wie sie über die Studie
aufgeklärt wurden, wird nicht beschrieben. Auch fehlen Informationen, ob die Teil-
Jennifer Keultjes, HB10b
61
nehmerinnen wussten, dass die Teilnahme freiwillig ist und ob die Daten anonymi-
siert werden.
Datenanalyse
Für die statistischen Analyseverfahren wurden der Pearson X^2 Test, der Student t-
Test und der Wilcoxon-Rank-Sum-Test angewendet. Die Analyse erfolgte unter der
Verwendung von SAS (version 9.2, SAS Institute, Cary, NC). Das Signifikanzniveau
liegt bei einem p-Wert von >0.05. Diese Verfahren sind zur Auswertung der Daten in
dieser Studie geeignet.
Ergebnisse
Mittels drei übersichtlichen Tabellen werden die Resultate vollständig dargestellt. Die
durchschnittliche Dauer der Austreibungsphase betrug bei der zum Pressen angelei-
teten Gruppe 46 Minuten und 59 Minuten bei der nicht angeleiteten Gruppe. Es wur-
den keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bezüglich Geburtsmodus,
Häufigkeit einer Episiotomie und Geburtsverletzungen festgestellt. Die Ergebnisse
der neonatalen Outcomes wiesen keine signifikanten Unterschiede der beiden Grup-
pen auf. Die Merkmale der Teilnehmerinnen sind in tabellarischer Form ersichtlich.
Fehler oder Inkonsistenzen sind keine vorhanden. Die Tabellen stimmen mit den
Aussagen im Text überein.
Diskussion
Die Ergebnisse werden im Zusammenhang mit dem Ziel der Studie diskutiert. Die
Autoren erwähnen als signifikante Entdeckungen dieser Untersuchung die Länge der
Austreibungsphase, welche bei den zum Pressen angeleiteten Frauen durchschnitt-
lich 13 Minuten weniger betrug. Die Autoren kommen zum Schluss, dass weder das
aktive noch das passive Pressen schädlich ist.
Schlussfolgerung
Es werden keine klaren Schlussfolgerungen für die Praxis angegeben.
Jennifer Keultjes, HB10b
62
Literatur
Die Literaturangaben sind eindeutig und die zitierten Quellen sind im Literaturver-
zeichnis angegeben. Es ist nicht ersichtlich, von wem die Studie finanziert wurde und
wer der Auftraggeber war.
Effects of Pushing Techniques in Birth on Mother and Fetus: A randomized
Studiy von Yildirim et al. (2008)
Titel
Der Titel lässt grob auf den Inhalt der Studie deuten. Es ist ersichtlich, dass es sich
um eine randomisierte Studie handelt, die sich mit der Auswirkung verschiedener
Techniken des Pressens während der Geburt auf Mutter und Kind befasst.
Abstract
Ein Abstract ist vorhanden. Er ist klar strukturiert und gibt einen umfassenden Über-
blick zur Studie.
Hintergrund
Literaturreview:
Es werden zwei verschiedene Techniken des Pressens beschrieben: Das aktive so-
wie das spontane Pressen. Beide werden für den Laien verständlich definiert. Die
Forscher erwähnen verschiedene Studien, welche aussagen, dass das spontane
Pressen Vorteile für Mutter und Kind haben soll. So seien bei dieser Technik weniger
Veränderungen der fetalen Herzraten, höhere Nabelschnur pH-Werte und weniger
Geburtsverletzungen am Damm zu beobachten. In der Literatur sei ausserdem zu
finden, dass das aktive Pressen das Risiko für eine spätere Stressinkontinenz der
Frau erhöht. Es werden Studien im Zeitraum von 1984 bis 2005 zitiert. Diese stehen
im Zusammenhang mit der Forschungsfrage. Knapp die Hälfte der Studien ist älter
als zehn Jahre. Deren Verwendung wird nicht begründet. Die Forscher fassen die
Ergebnisse der Studien lediglich zusammen, Wiedersprüche werden keine aufge-
zeigt.
Jennifer Keultjes, HB10b
63
Ziel der Studie:
Ziel der Studie ist, die Auswirkung der verschiedenen Techniken des Pressens wäh-
rend der Geburt auf Mutter und Kind zu untersuchen. Die Technik des spontanen
Pressens wird bezüglich Geburtsverletzungen, Häufigkeit von Interventionen wäh-
rend der Geburt, Wohlbefinden des Kindes und Zufriedenheit der Mutter mit der Ge-
burt mit dem aktiven Pressen verglichen. Begründet wird die Wahl der Forschungs-
frage dadurch, dass laut den Autoren das aktive Pressen in der Türkei routinemässig
angewendet und als Standard in der Geburtshilfe angesehen wird. Dies, obwohl im
Land selbst noch keine Studie über die Auswirkung des aktiven Pressens durchge-
führt wurde.
Definition des Untersuchungsgegenstandes:
Der Untersuchungsgegenstand wird genau definiert. Die Teilnehmerinnen wurden
zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe wendete das spontane Pressen
während der Geburt an(mit geöffneter Stimmritze pressen und gleichzeitig ausat-
men), die andere Gruppe das aktive Pressen (mit geschlossener Stimmritze pressen
und gleichzeitig den Atem anhalten). Beide Gruppen wurden zu Beginn der Geburt
über die entsprechende Methode aufgeklärt und in der Austreibungsphase diesbe-
züglich angeleitet. Anschliessend wurden beide Gruppen bezüglich Geburtsverlet-
zungen, postpartalen Blutungen und Hämoglobin-Wert der Mutter verglichen. Bei den
Neugeborenen untersuchte man Unterschiede beider Gruppen bezüglich des Nabel-
schnur pH-Wertes, pO2 und pCO2 sowie des ein- und fünfminütigen Apgar- Scores.
Methode
Es wird beschrieben, dass eine randomisierte kontrollierte Studie erhoben wurde.
Dieser quantitative Forschungsansatz macht bezüglich des Vergleichs zweier Grup-
pen und der objektiven Fragestellung in dieser Studie Sinn. Der Evidenzlevel liegt bei
1b.
Jennifer Keultjes, HB10b
64
Setting
Die Studie wurde zwischen Juli 2003 und Juni 2004 im Bakirkoy Maternitiy and Child-
ren’s Teaching Hospital of the Republic of Turkey Ministry of Health Istanbul durch-
geführt. Die Wahl dieses Ortes wird nicht begründet. In Bezug auf die Forschungs-
frage macht dieses Setting Sinn.
Teilnehmerinnen
Es nahmen 100 Frauen an der Studie teil. Eine Powerkalkulation wurde vorab durch-
geführt und ergab eine Teilnehmerzahl von total 90 Frauen, welche nötig sind, um
die Population zu repräsentieren. Um die Teilnehmerinnen auszusuchen, besuchte
ein Forscher zwei Mal wöchentlich während der Tagesschicht das Maternity Hospital
und bat alle Frauen, welche die Einschlusskriterien erfüllten, um eine Teilnahme. Zu-
gelassen wurden Primiparae zwischen der 38. und 42. Schwangerschaftswoche, die
der Teilnahme zustimmten. Es wurde erwartet, dass sie eine normale Spontangeburt
haben mit einem gesunden Einlinig in Schädellage, dessen geschätztes Geburtsge-
wicht zwischen 2500 und 3999g liegt. Ausgeschlossen wurden Frauen, die eine
chronische Krankheit hatten, einen vorzeitigen Blasensprung erlitten oder von ande-
ren Schwangerschaftskomplikationen betroffen waren.
Datenerhebung
Während der Austreibungsphase wurde bei allen Frauen eine kontinuierliche CTG-
Überwachung durchgeführt. Nach dem Durchschneiden der Nabelschnur wurde Blut
für die Messung von pH, pO2 und pCO2 entnommen. Der Apgar-Score erfolgte je-
weils eine und fünf Minuten nach der Geburt. Die Frauen wurden auf Geburtsverlet-
zungen untersucht. Diese Daten wurden auf einem Beobachtungsbogen eingetra-
gen. Von wem die Daten erhoben wurden wird nicht bekannt gegeben.
Ethische Aspekte
Die Studie wurde durch ein spitalinternes Ethikkomitee genehmigt. Die Teilnehme-
rinnen wurden um ihr Einverständnis zur Teilnahme gebeten. Nicht beschrieben wird,
ob die Teilnehmerinnen wussten, dass die Teilnahme freiwillig ist und sie jederzeit
abbrechen können. Auch fehlt die Information, ob die Teilnehmerinnen wussten,
dass ihre Daten vertraulich behandelt werden.
Jennifer Keultjes, HB10b
65
Datenanalyse
Die statistische Analyse erfolgte durch einen Statistikexperten. Genauere Angaben
zur Datenanalyse sind nicht vorhanden.
Ergebnisse
Mittels fünf übersichtlichen Tabellen werden die Resultate vollständig und verständ-
lich dargestellt. Bezüglich Episiotomien und Geburtsverletzungen am Damm wurden
keine Unterschiede zwischen den Gruppen ersichtlich. Die Austreibungsphase der
Gruppe der aktiv pressenden Frauen war signifikant länger als die der spontan pres-
senden Frauen. Neugeborene, die durch spontanes Pressen zur Welt kamen, wiesen
einen signifikant höheren einminütigen Apgar-Score auf. Auch der arterielle Nabel-
schnur pH-Wert war in dieser Gruppe höher. Die Merkmale der Teilnehmerinnen
werden detailliert beschrieben.
Diskussion
Die Ergebnisse werden im Zusammenhang mit dem Ziel der Studie diskutiert. Der
aktuelle Forschungstand wird nochmals beschrieben und mit den Ergebnissen der
Studie verglichen. Es wird kritisiert, dass vorhergehende Studien eine kürzere Aus-
treibungsphase bei den aktiv pressenden Frauen feststellten, der Gebrauch von An-
ästhesie jedoch nicht ausgeschlossen wurde. Diese könne die Werte verfälscht ha-
ben. In der hier vorliegenden Studie wurde in keiner der beiden Gruppen eine Anäs-
thesie verabreicht. Die Frauen waren zudem gut über ihre Methode des Pressens
aufgeklärt worden. Dies sehen die Autoren als möglichen Grund für die unterschied-
lichen Ergebnisse.
Schlussfolgerung
Gemäss den Autoren sollen Frauen in der Eröffnungsphase über die Technik des
spontanen Pressens aufgeklärt werden und in der Austreibungsphase diesbezüglich
unterstützt werden. Dies resultiere in einer kürzeren Austreibungsphase mit weniger
Interventionen und besserem kindlichen Outcome. Die Frauen würden besser pres-
sen und zufriedener sein. Empfehlungen für weitere Forschungen werden nicht ge-
macht.
Jennifer Keultjes, HB10b
66
Literatur
Die Literaturangaben sind eindeutig und die zitierten Quellen sind im Literaturver-
zeichnis angegeben.
A randomized cotrolled trial comparing the physiological and directed pushing of the duration oft the second stage of labor, the mode of delivery and Apgar Score von Jahdi et al. (2011) Titel
Der Titel lässt auf den Inhalt der Studie deuten. Der Untersuchungsgegenstand wird
erläutert. Das verwendete Studiendesign ist ersichtlich.
Abstract
Ein Abstract ist vorhanden, aber nicht übersichtlich dargestellt. Ein erster Eindruck
der Studie wird ermöglicht.
Hintergrund
Literaturreview:
Die unterschiedlichen Techniken des Pressens werden genau definiert. Der aktuelle
Forschungsstand zum Thema wird dargelegt und kritisch beleuchtet. Es besteht ein
Zusammenhang zwischen den aufgeführten Studien und der Forschungsfrage. Die
Studien sind grösstenteils nicht älter als zehn Jahre.
Ziel der Studie:
Das Ziel der Studie wird formuliert. Die Studie verglich das aktive, angeleitete Pres-
sen in der Austreibungsphase mit dem spontanen Pressen, bei dem die Frauen nicht
angeleitet wurden an Outcome von Mutter und Kind. Begründet wird die Wahl der
Forschungsfrage mit Hintergrundinformationen. Die Forscher erwähnen, dass in den
letzten Jahren ein Trend zur natürlichen Geburt erkennbar ist. Verschiedene Prakti-
ken fördern den physiologischen Prozess der Geburt. Eine davon sei das spontane
Pressen in der aufrechten Position.
Jennifer Keultjes, HB10b
67
Definition des Untersuchungsgegenstandes :
Die Ein- und Ausschlusskriterien der Frauen werden im Abschnitt „Methode“ genau
definiert. Es wurden zwei verschiedene Methoden des Pressens miteinander vergli-
chen. Die Frauen in der Kontrollgruppe wurden von einer Hebamme angeleitet, wäh-
rend jeder Wehe mit geschlossener Stimmritze drei bis viermal zu pressen. Dabei
zählte die Hebamme auf zehn, damit die Frauen mindestens zehn Sekunden den
Atem anhielten. In der Wehenpause wurden die Frauen angeleitet, gut zu atmen.
Während der Pressphase befanden sich die Frauen in einer waagrechten Position.
Die Frauen in der Interventionsgruppe wurden nicht angeleitet und konnten nach ih-
rem eigenen Gefühl pressen. Sie nahmen während der Pressphase eine aufrechte
Position ein. Die beiden Gruppen wurden anschliessend bezüglich Länge der Aus-
treibungsphase und des Geburtsmodus miteinander verglichen. Das kindliche Out-
come wurde anhand des ein- und fünfminütigen Apgar-Scores, beider Gruppen ver-
glichen.
Methode
Es wird beschrieben, dass eine randomisierte Studie erhoben wurde. Eine Begrün-
dung diesbezüglich fehlt. Dieser quantitative Forschungsansatz macht bezüglich des
Vergleichs zweier Gruppen und der objektiven Fragestellung in dieser Studie Sinn.
Der Evidenzlevel liegt bei 1b.
Setting
Die Studie fand zwischen August und Dezember 2009 statt. Als Setting wird das Ak-
bar Abadi birth center in Theran, Iran, angegeben. Dieses Setting ist geeignet.
Teilnehmerinnen
Es nahmen 191 Frauen an der Studie teil. Es werden keine Angaben zur Berech-
nung zur Powerkalkulation gemacht. Die Frauen wurden nach folgenden Ein- und
Ausschlusskriterien ausgewählt.
Einschlusskriterien: Frauen mit low-risk Schwangerschaften, Einlingsschwanger-
schaft, lebender Fetus in Schädellage, Gestationsalter zwischen 37 und 42 Wochen,
Jennifer Keultjes, HB10b
68
geschätztes Geburtsgewicht zwischen 2500 und 4000g, Parität zwischen eins und
fünf, Alter der Mutter zwischen 18 und 40 Jahre.
Ausschlusskriterien: Nicht bereit zur Teilnahme, mütterliche, medizinische oder ge-
burtshilfliche Komplikationen, welche die Verwaltung der zweiten Phase der Geburt
beeinträchtigen würde und Säugling mit kongenitalen Fehlbildungen.
Sobald die Austreibungsphase diagnostiziert wurde (Muttermund zehn Zentimeter
eröffnet) und der Schädel des Feten sich plus 1 unter dem Level der Interspinallinie
befand, bekam die betreuende Hebamme einen verschlossenen Umschlag mit der
Gruppenzuteilung. Es wurde also ein random sampling durchgeführt. Eine Verblin-
dung wäre in diesem Fall nicht möglich gewesen. Die Techniken des Pressens der
beiden Gruppen wurden genau festgelegt und sind in der Studie ersichtlich.
Es wurde getestet, ob die beiden Gruppen bezüglich Merkmalen wie Alter, Parität,
Geschlecht des Feten, Gestationsalter, Ausbildungsstand und Beruf Unterschiede
aufweisen. Es wurden keine Unterschiede festgestellt, die einen Einfluss auf die Er-
gebnisse haben könnten.
Datenerhebung
Wie die Datenerhebung erfolgte, ist nicht ersichtlich.
Ethische Aspekte
Die Studie wurde von einem internen Ethikkomitee genehmigt. Die Einwilligung der
Teilnehmerinnen wurde eingeholt. Ob und wie sie über die Studie aufgeklärt wurden,
wird nicht beschrieben. Auch fehlen Informationen ob die Teilnehmerinnen wussten,
dass die Teilnahme freiwillig ist und ob die Daten anonymisiert werden.
Datenanalyse
Für die statistischen Analyseverfahren wurden der Pearson Independet t-Test, Chi-
Square und der Fisher-Exact-Test angewendet. Die Analyse erfolgte unter der Ver-
wendung von Social Sciences Software (SPSS, Chicago, IL, USA). Das Signifikanz-
niveau liegt bei einem p-Wert von >0.05. Diese Verfahren sind zur Auswertung der
Daten in dieser Studie geeignet.
Jennifer Keultjes, HB10b
69
Ergebnisse
Mittels zwei übersichtlichen Tabellen werden die Resultate vollständig dargestellt.
Die Daten für Primiparae und Mulitparae wurden bezüglich Geburtslänge separat
untersucht. Die durchschnittliche Dauer der Austreibungsphase bei den Primiparae in
der Interventionsgruppe war signifikant kürzer als in der Kontrollgruppe. Das gleiche
Resultat fand man bei den Multiparae. Bei den Primiparae traten in der Interventi-
onsgruppe drei Fälle einer prolongierten Austreibungsphase (>120 Min.) ein. In der
Kontrollgruppe war dies nur einmal der Fall. Bei den Multiparae trat einmal eine pro-
longierte Austreibungsphase bei der Kontrollgruppe ein. Und kein einziges Mal in der
Interventionsgruppe. Zwei Mütter in der Kontrollgruppe und eine Mutter in der Inter-
ventionsgruppe erhielten einen Kaiserschnitt. In der spontan pressenden Gruppe
wurde kein einminütiger Apgar-Score < 7 erfasst. Im Gegensatz zur Interventions-
gruppe, in welcher zwei Neugeborene (3.2%) einen einminüigen Apgar-Score > 7
aufwiesen. Alle Säuglinge in der interventionsgruppe hatten einen fünfminütigen
Apgar-Score von neun oder zehn (p= 0.03). Die Tabellen stimmen mit den Aussagen
im Text überein.
Diskussion
Die Ergebnisse werden im Zusammenhang mit dem Ziel der Studie diskutiert. Die
Autoren erwähnen zwei signifikante Entdeckungen dieser Untersuchung. Zum einen
verkürzt das spontane Pressen signifikant die Dauer der Austreibungsphase. Und
zum anderen werden bei dieser Technik höhere 1 und 5 Minuten Apgar Werte bei
den Neugeborenen erfasst.
Schlussfolgerung
Die Forscher sehen die Technik des spontanen Pressens als sichere Methode in der
Austreibungsperiode ohne Schaden für Mutter und Kind. Es wird erwähnt, dass wei-
tere Forschungen zur Ermittlung der optimalen Methode zum Management der Aus-
treibungsphase nötig sind. Gründe diesbezüglich werden keine genannt.
Jennifer Keultjes, HB10b
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Literatur
Die Literaturangaben sind eindeutig und die zitierten Quellen sind im Literaturver-
zeichnis angegeben. Es ist ersichtlich, von wem die Studie finanziert wurde und wer
der Auftraggeber war.
Just Take a Deep breath. A review to compare the effects of spontaneous ver-
sus directed valsalva pushing in the second stage of labour on maternal and
fetal wellbeing von Bosomworth et al. (2006)
Wird die Forschungsfrage des Reviews klar formuliert?
Die Forschungsfrage wird klar und verständlich formuliert. Die Autoren wollen die
bestehende Literatur überprüfen, um die Auswirkung von spontanem oder aktivem
Pressen in der Austreibungsphase auf das Outcome von Mutter und Kind zu evaluie-
ren. Das Outcome wird anhand folgender Parameter verglichen: fetales und neonata-
les Wohlbefinden gemessen an der Veränderung der Herzrate, Nabelschnur pH-Wert
und Apgar-Score bei der Geburt. Auch die Länge der Geburt, Geburtsmodus sowie
Häufigkeit und Grad der Geburtsverletzung bei der Frau werden verglichen.
Sind die gesichteten Studien geeignet, um die Forschungsfrage zu beantworten?
Die konkreten Fragestellungen der einzelnen Studien werden nicht aufgezeigt. Bei
den Studiendesigns handelt es sich um randomisiert kontrollierte Studien, kontrollier-
te Studien und retrospektive, quantitative Studien. Das Verwenden von nicht rando-
misierten Studien wird von den Autoren begründet. Sie erwähnen, dass diskutiert
werden kann, ob es ethisch vertretbar ist den Teilnehmerinnen vorzuschreiben, wie
sie pressen müssen.
Wurde versucht, alle relevanten Studien zu finden?
15 internationale Datenbanken wurden mit verschiedenen Keywords durchsucht. Zu-
sätzlich zur Keywordsuche wurde in denselben Datenbanken nach Autoren der bis
dahin gefundenen Studien gesucht. Für weitere Ergebnisse wurden Referenzlisten
Jennifer Keultjes, HB10b
71
durchsucht. Weiter wurden Internetsuchmaschinen verwendet sowie von Hand nach
Texten und Journals gesucht.
Wurde die Qualität der gesichteten Studien kritisch beurteilt?
Zwei Stufen der Selektion wurden von zwei unabhängigen Reviewern durchgeführt.
Dazu wurden strukturierte und getestete Checklisten verwendet. Die bis dahin aus-
gewählten Studien wurden mit dem McMaster Univeristy Critical Review Framework
analysiert. Dies geschah durch einen einzelnen Reviewer.
Waren die Studien für eine Meta-Analyse geeignet (falls eine solche durchgeführt
wurde)?
Die einzelnen Studien werden detailliert beschrieben. Mögliche Gründe für die Unter-
schiedlichen Ergebnisse werden genannt.
Welches sind die Hauptergebnisse des Reviews?
Länge der Geburt: Die Studien von Thomson (1993) und Parnell et al (1993) berich-
ten einen signifikanten Unterschied der beiden Gruppen in der Länge der Geburt. Da
die Resultate von Thomson (1993) von mehreren Störfaktoren beeinflusst worden ist,
kann nur die Studie von Parnell et al (1993) berücksichtigt werden. Diese zeigt einen
verkürzenden Effekt auf die Austreibungsphase, wenn die Teilnehmerinnen spontan
pressten.
Geburtsmodus: Drei Studien haben den Parameter Geburtsmodus als Outcome un-
tersucht. Diesbezüglich wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den bei-
den Gruppen erfasst.
Geburtsverletzungen: Drei Studien erfassten dieses Outcome anhand der Anzahl
Teilnehmerinnen, deren Geburtsverletzungen genäht werden mussten.
Beynon (1957) erfasste 39% genähte Geburtsverletzungen beim spontanen Pressen
und 63% beim aktiven Pressen. Thomson (1993) fand keinen signifikanten Unter-
schied. Auch Paine und Tinker (1992) stellten keinen signifikanten Unterschied der
beiden Gruppen fest.
Drei andere Studien erfassten das Outcome anhand der Schwere der Verletzung und
ob die Frauen eine Episiotomie erhielten oder der Damm intakt blieb.
Jennifer Keultjes, HB10b
72
Parnell et al, (1993) fanden keinen signifikanten Unterschied, Samselle und Hines
(1999) erfassten signifikant weniger Geburtsverletzungen beim spontanen Pressen.
Yeates und Roberts (1984) erfassten signifikant weniger Geburtsverletzungen beim
spontanen Pressen.
Fetale Herzrate: Drei Studien erfassten diesen Parameter. Keine fand einen signifi-
kanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Apgar-Score: Zwei Studien erfassten diesen Parameter. Keine fand einen signifikan-
ten Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Nabelschnur pH-Wert: Vier Studien erfassten diesen Parameter. Keine fand einen
signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen
Könnten die Ergebnisse auf Zufall beruhen?
Nicht alle Ergebnisse sind signifikant. Diese werden genannt. Das Konfidenzintervall
wird nicht immer angegeben. Dieses würde einen Hinweis auf die Aussagekraft der
Ergebnisse geben.
Können die Ergebnisse auf die Situation im eigenen beruflichen Alltag übertragen
werden?
Ja, die Ergebnisse sind für die Arbeit der Hebamme sehr relevant. Die untersuchten
Outcomes sind wichtige Parameter, welche während und nach der Geburt erfasst
und analysiert werden. Ob die Technik des Pressens einen Einfluss auf diese Out-
comes hat, ist für die Betreuung der Gebärenden zentral.
Sind alle wichtigen Outcomes berücksichtigt worden?
Die Forscher verglichen alle relevanten Outcomes der jeweiligen Studien miteinan-
der.
Jennifer Keultjes, HB10b
73
Wortzahl
Anzahl der Worte im Abstract : 168
Anzahl der Worte in der Arbeit: 7965