Die Filmstarts-Kritik zu Breaking News In Yuba County (2024)

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

1,0

schlecht

Breaking News In Yuba County

Die Coen-Brüder-Formel lässt sich eben nicht so leicht kopieren

Von Oliver Kube

Gerade seit dem Boom der sozialen Medien scheint es immer mehr Menschen zu geben, die ihren Selbstwert vor allem darüber definieren, wie viel Aufmerksamkeit sie von anderen – ob nun in der Form von Views, Likes oder Abos – bekommen. In ihrer stargespickten Kleinstadt-Krimi-Komödie „Breaking News In Yuba County“ versuchen „The Help“-Regisseur Tate Taylor und Drehbuchautorin Amanda Idoko („Central Park“) diese Beobachtung nun zu einem schwarzhumorig-satirischen Kommentar zur rauschhaften Versuchung des medialen Ruhms zu verarbeiten.

Nur sind sie mit dem Vorhaben nicht sonderlich erfolgreich. Die Story ist nicht halb so originell wie sie tut – und auch die Optik ist eher öde. Noch schlimmer ist allerdings, dass die Macher den Ton ihrer eigenen Erzählung einfach nicht im Griff zu haben scheinen – stattdessen pendelt der Film zwischen unmotivierten Gewaltausbrüchen, umständlich konstruierten Wendungen und gähnender Langeweile. Das kreative Scheitern des Projekts ist dabei umso bedauerlicher, weil einerseits die offensichtlichen Coen-Brüder-Vorbilder wie „The Big Lebowski“ so viel besser sind und andererseits auch der extrem hochkarätige Cast ein weitaus gelungeneres Ergebnis erhoffen ließ.

Die Filmstarts-Kritik zu Breaking News In Yuba County (1)

Sue (Allison Janney) redet sich im Polizeiverhör schnell um Kopf und Kragen...

Sue Buttons (Allison Janney) führt ein betont unspektakuläres Leben als Hausfrau und Call-Center-Angestellte in Teilzeit. Ihre Kollegen ignorieren sie, ihr Ehemann Karl (Matthew Modine) betrügt sie und ihre Halbschwester, die Lokalreporterin Nancy (Mila Kunis), nutzt sie routinemäßig aus. Nicht einmal an ihrem Geburtstag denkt irgendwer an Sue. Als sie Karl schließlich in flagranti beim Fremdgehen erwischt, ergibt sich jedoch spontan die Gelegenheit, die ihr endlich die so heiß ersehnte Aufmerksamkeit bescheren könnte. Der untreue Gatte stirbt an einem Herzinfarkt.

Statt einen Krankenwagen oder die Polizei zu rufen, verscharrt Sue kurzerhand den Leichnam auf einem Spielplatz. In einem TV-Interview erzählt sie der verzweifelt nach einem Knüller suchenden Nancy hingegen, ihr Ehemann sei entführt worden. Zunächst geht der Plan auf. Denn alle Welt kümmert sich plötzlich um Sue, die so zu einer Berühmtheit in ihrem Heimatkaff avanciert. Allerdings ahnt sie nicht, dass der bei einer Bank angestellte Karl für ein paar zwielichtige Gestalten (u.a. Awkwafina, Clifton Collins Jr.) Geld gewaschen hat und den Gangstern nun stolze drei Millionen Dollar fehlen…

Eine schlechte Kopie

Man muss kein allzu großer Kinoexperte sein, um zu erkennen, dass sichTate Taylor undAmanda Idoko augenscheinlich von den Crime-Satiren der Coen-Brüder haben inspirieren lassen: Das betont spießige Ambiente, die Klamotten, die gruseligen Frisuren und das dummdreiste Auftreten der an der Schwelle zur Karikatur kratzenden Protagonisten – all das schreit geradezu nach „Fargo“! Nur ist „Breaking News In Yuba County“ nicht einmal annähernd so unterhaltsam wie seine legendären Vorbilder.

Speziell der von „Westworld“-Star Jimmi Simpson gespielte Petey, der dusselige Bruder des „Entführten“, sowie seine überdrehte Chefin Rita (Wanda Sykes) wirken wie Abziehbilder der Rollen von Brad Pitt und Frances McDormand aus „Burn After Reading“. Dass das mit Blick aufs große Ganze eigentlich relativ unwichtige Nebenfiguren verkörpernde Duo dennoch die mit Abstand witzigsten und einprägsamsten Szenen des Films hat, sagt einiges über die Qualität des restlichen Drehbuchs aus.

Die Filmstarts-Kritik zu Breaking News In Yuba County (2)

Mina (Awkwafina) ist eine eiskalte Vollstreckerin - ihr macht so schnell keiner etwas vor...

Der Film ist von tonalen Unstimmigkeiten, eindimensionalen Figuren sowie umständlich herbeigeschriebenen Situationen, deren Auflösung man trotz der haarsträubenden Konstruktionen schnell vorausahnt, durchzogen. Die immer wieder eingestreuten Gewaltspitzen auf mittlerem Tarantino-Niveau fühlen sich dabei an wie Fremdkörper in einer ansonsten behäbig inszenierten, dabei streckenweise fast schon schläfrig erzählten Geschichte. Als wären sie eine Absicherung, um das Publikum zwischen den zahlreichen allein der Exposition dienenden Sequenzen noch irgendwie bei der Stange zu halten. Was für ein schwarzhumoriges Ambiente sorgen soll, wirkt so einfach nur plump und deplatziert.

Die Laufzeit des Films beträgt zwar nur knappe 96 Minuten. An vielen Stellen ist er aber dennoch geradezu zäh und wirkt insgesamt deutlich länger. Einer der Gründe dafür ist, dass zu viel Aufmerksamkeit auf die Ticks und Macken der Charaktere, aber zu wenig auf den schlüssigen oder spannenden Aufbau ihrer jeweiligen Handlungsstränge gelegt wird.

So viel vergeudetes Schauspieltalent

Selbst für eine Comedy-Antiheldin ist die Rolle der vor Selbstmitleid zerfließenden Sue bemerkenswert uninteressant und unsympathisch geschrieben. Kaum jemand dürfte sich mit ihr identifizieren wollen. Da kann nicht einmal mehr die wohl zum ersten Mal in ihrer Karriere enttäuschende, mächtig dick auftragende Allison Janney (oscarprämiert für „I, Tonya“) noch etwas retten.Regina Hall („The Hate U Give“) ergeht es als ermittelnde Polizistin kaum besser – und Juliette Lewis‘ zynische Talkshow-Moderatorin, die das Verschwinden eines Kindes für ihre Einschaltquoten ausschlachtet, liefert auch nicht mehr als eine platte Medien-Karikatur auf Sketchshow-Niveau.

Diverse Nebenplots werden erst langatmig aufgebaut, dann aber doch nie wirklich relevant. Sie enden meist mit dem Tod der Figuren (ohne dass es einen treffen oder überraschen würde), wenn sie nicht gleich ganz im Sande verlaufen. So sind die sonst eigentlich immer als sichere Szenendiebe bekannten Akwafina („Crazy Rich“) und Clifton Collins Jr. („Capote“) als ebenso eiskalte wie seltsame Vollstrecker eines aus einer Bowlingbahn (= das nächste „Big Lebowski“-Zitat) operierenden Kleinstadt-Gangsterbosses (Keong Sim) glatt verschenkt.

Fazit: Gerade in Anbetracht der auf dem Papier erstklassigen Besetzung entpuppt sich „Breaking News In Yuba County“ in der Realität als erstklassige Enttäuschung.

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